Unsere Reise nimmt eine neue Wendung. Zum ersten Mal verbringen wir eine längere Zeit in einer Stadt. Schon als wir Tiflis zum ersten Mal mit unserem Besuch Steffen besichtigen, beschleicht mich das Gefühl, dass ich hier etwas tiefer eintauchen möchte.
Wir schreiben mehrere Workaway-Projekte in Georgien an und bekommen relativ kurzfristig die Zusage für ein Hostel in Tiflis. Also genau das, worauf wir gerade am allermeisten Lust haben!
5 Wochen haben wir nun Zeit, um uns wieder an das Stadtleben zu gewöhnen, doch Tiflis macht es uns leicht. Im Grunde kann man hier alles fußläufig erreichen. Vor allem in der Altstadt kann man sich einfach gut durch die kleinen Gassen treiben lassen, überall verteilt gibt es kleine Parkanlagen. Tiflis liegt in einem Tal, umgeben von Hügeln, die man besteigen kann (oder mit der Zahnradbahn hochfahren :-)). Das hat aber auch den Nachteil, dass sich die Hitze staut und so schwitzen wir bei 40 Grad ordentlich in unserem Dachgeschosszimmer ohne Klimaanlage.
Doch kommen wir zur Arbeit. Unser Hostel ist in einem Altbau hoch oben über der Stadt gelegen und bietet einen traumhaften Ausblick über Tiflis.
Es gibt 8 Zimmer, von denen 4 von Personal belegt sind. Die Zimmer sind reine Doppelzimmer, also keine Bettenbunker wie man sie aus eher klassischen Hostels kennt.
An unseren Arbeitstagen sind wir dafür zuständig, die Zimmer für neu ankommende Gäste sauber zu machen, die Gemeinschaftsbäder und die Küche zu putzen, Wäsche zu waschen, neu eingehende Buchungen zu verwalten, neue Gäste begrüßen und rumzuführen. Die Arbeit macht uns erstaunlich viel Spaß, obwohl wir ziemlich viel Putzen und das eigentlich gar nicht unsere Lieblingsbeschäftigung ist :-).
Dadurch, dass sich die Anzahl der Gäste in Grenzen hält (das Hostel ist jeden Tag ausgebucht aber es sind halt nur 4 Zimmer) und viele Gäste auch länger bleiben, kennt man sich immer beim Namen und es herrscht das Lebensgefühl einer ziemlich großen Wohngemeinschaft. Uns wird nicht langweilig, weil immer wieder neue interessante Charaktere auftauchen.
Gleichzeitig haben wir viel Zeit auch die Welt außerhalb des Hostels zu erkunden, denn wir arbeiten 2 Tage und haben dann 2 Tage frei.
Und so besuchen wir zunächst unsere Reisefreunde Tobi, Andrea und Baby Oscar am Tifliser Meer, das eigentlich ein See 10 km außerhalb der Stadt ist.
Ein anderes Mal machen wir einen Ausflug zum Lisi See, ebenfalls 10 km. Das verbinden wir mit einem Besuch bei D.O.G., einem Tierheim, das wir über Social Media kennen und die das Problem an der Wurzel angehen wollen. Neben den ca. 40 Hunden um deren Vermittlung sie sich kümmern, sterilisieren und kastrieren sie Straßenhunde, mobilisieren die Bevölkerung um ein Auge auf das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere zu werfen und, ganz wichtig, gehen in Schulen, um über den Umgang mit Hunden aufzuklären.
Das Straßenhundeproblem hier in Georgien ist massiv. Wir haben noch nie auf unserer Reise so viele Welpen auf der Straße gesehen. Das Kastrations-Sterilisationssystem steckt hier einfach noch komplett in den Kinderschuhen und die Hunde vermehren sich uferlos. Gleichzeitig haben die Straßenhunde kein großes Ansehen bei der georgischen Bevölkerung (von natürlich vielen vielen Ausnahmen abgesehen, Georgier, die sich um die Tiere kümmern und ihre ganze Freizeit opfern, das möchte ich ausdrücklich betonen!). Die ersten Tage in Georgien macht uns das Ausmaß noch fassungslos, aber man gewöhnt sich auch an das.
In Tiflis wirken die Straßenhunde relativ gut versorgt und scheinen ein einigermaßen gutes Leben zu haben. Und so werden in den Tierheimen nur die absolut schlimmsten Fälle aufgenommen, also Hunde, für die es gefährlich wäre, weiter auf der Straße zu bleiben.
Die wenigen Tierheime geben ihr absolut Bestes aber bei 10.000-20.000 Straßenhunden allein in Tiflis, ist das natürlich schwierig.
Mit unserem Besuch im Tierheim haben wir das Gefühl wenigstens ein wenig Gutes für die Hunde tun zu können, mit ihnen Gassi gehen oder einfach nur sich mit ihnen zu beschäftigen.
Der Besuch in einem zweiten Tierheim, dem Tamaz Elizbarashvili’s Dog Shelter, bringt uns an unsere Grenzen.
Wir werden mit in einen Bereich für behinderte Hunde genommen, Hunde die meist durch Autounfälle gehbehindert sind und sich mehr oder weniger wacker schlagen. Wir werden von den meisten Hunden mit viel Liebe empfangen aber das Zuneigungsbedürfniss dieser armen Seelen ist unfassbar. Ja, wir stellen uns die Frage, ob es für manche noch ein lebenswertes Leben ist, doch wir finden keine endgültige Antwort. Denn während manche Hunde sichtbar leiden, leben andere ein scheinbar schmerzfreies Leben und haben „ganz normale Hundebedürfnisse“. Wir helfen bei der Fellpflege, beim waschen und streicheln natürlich ganz viel. Glücklich verlassen wir die Heime nie. Doch es sind die kleinen Dinge, die die Welt bewegen, das große Ganze liegt nicht in unserem Einflussbereich.
Neben der Arbeit bleibt zum Glück auch noch Zeit für ein wenig Party und da wir fleißig fremde, irgendwie nett aussehende junge Menschen anquatschen, schaffen wir es sogar uns so etwas wie einen kleinen Bekanntenkreis in Tiflis aufzubauen und in das Nachtleben einzutauchen. Und ja, da geht was ;-).
Die letzte Woche in Tiflis verbringen Daniel und ich getrennt. Nach 1,5 Jahren quasi 24 Stunden Dauergesellschaft ist uns mal wieder nach ein wenig Alleinzeit. Und ich bin froh, dass wir uns das gegenseitig gönnen können. Während Daniel zu einer Wandertour in den Kleinen Kaukasus aufbricht, genieße ich das Stadtleben als Strohwitwerin ;-). Es ist schön, sich wieder einmal zu vermissen und wir sind froh, dass wir uns nach 6 Tagen wiederhaben.
Tiflis kann für uns ohne Zweifel mit den bekannten Hauptstädten Europas mithalten und ist es unbedingt wert, bei eurer nächsten Städtetripplanung bedacht zu werden!
Unser Abschied von hier ist zum Glück nur von kurzer Dauer. Die nächsten 4 Wochen erkunden wir das georgische Hinterland und dann erwarten wir schon unseren Freund Jens am Tifliser Flughafen.
😍 Danke für diesen sehr beeindruckenden Bericht!
Das Thema „Hunde“ zieht sich seit Anfang Eurer Reise durch die verschiedenen Länder und Ihr habt es oft nicht leicht mit dem, was Ihr zu sehen bekommt. Das zeigt, dass Eure Art zu reisen nicht nur eitel Sonnenschein ist. Ich möchte oft nicht in Eurer Haut stecken und bewundere Eure Kraft! Ihr habt sehr viel gelernt in den fast eineinhalb Jahren seit Reise-Start und das hört nicht auf. „Der Weg ist das Ziel.“
Ich wünsche Euch einen guten Start in das neue Stück Weg, das vor Euch liegt und drücke Euch ganz fest! Mama Hille 😘
Ach wie lieb, danke für diesen motivierenden Kommentar 🤗
Mama, so tolle Kommentare Und Feedbacks die Du uns immer gibst – einfach toll! Es tut mir auch immer gut mich mit Dir auszutauschen. Dafür ein liebevolles DANKE ❤️
Ich hab die Soloreise verfolgt und mich gefragt ob Daniel dabei mal daran dachte, dass ich sowas Monate in NZ gamacht hab 😂😂
Toll wie ihr euch immer um die Tierwelt kümmern und wie schnell ihr im Anschluss finden seid.
Gern würde ich Georgien mal bereisen. Dank euch nun ich höher auf meiner „Liste“
Fühlt euch gedrückt
Oh das hab ich tatsächlich liebe Ramona und daher ist mein Respekt gegenüber dem, was Du da gemacht hast nochmal gestiegen. Aber keine Sorge, der war davor auch schon sehr hoch! 🙂
Also Georgien als Land und Tbilisi als Stadt sind wirklich eine Reise wert! Tu es! 🙂
P.S.: bis März nächstes Jahr sind wir noch hier… nur mal so als kleine Randnotiz ()
Beeindruckend, dass Ihr in so Relativ kurze Zeit so viel entdeckt habt. Diese Hunde Problematik ist mit bekannt aber man kann leider nicht so viel machen. Ich freue mich wenn Tbilisi gute Eindrücke gemacht hat 🤩 Ich wünsche euch beiden noch viel Spaß 😉
Danke liebe Teona, wir freuen uns, die nächsten Wochen und Monate noch ganz viel von Georgien zu sehen 🤗. Wir haben das Land und die Leute mittlerweile sehr lieb gewonnen 😊
So schön daß Ihr diese vielen eindrucksvollen Erlebnisse mit uns teilt 🤩. Ist schon auch nicht immer leicht, denk ich, dauernd alles festzuhalten was so passiert.
Sooo viel Abenteuer und wohl hin und wieder Herzweh aus Tierliebe … denke ihr wolltet sicher schon oft einen der armen Hundis mitnehmen.
Auf Georgien wäre ich jetzt alleine nie gekommen … doch ich denke das Herz der Einheimischen ist auch das was das Land und die Stadt Tiflis so reizvoll macht. Und wenn’s auch noch Party gibt, Daniel, dann blühst Du sicher noch mehr auf 🥳.
Alles liebe und weiterhin viel Freude und auch manchmal das nötige Durchhaltevermögen 😉
Herzliche Grüße
Gabi
Hallo Gabi, irgendwann eröffnen wir noch ein Hundeheim wenn wir nicht aufpassen 😉
Ja also die Szene ist Tbilisi ist einzigartig. Da würde es Dir sicherlich auch gut gefallen 😉
Danke für deinen wieder mal Lieben Kommentar! 🤩
Liebe Reisende,
Es gibt st wie immer beeindruckend, euere Geschichten zu lesen. Es gibt st schön zu hören, dass es Euch gut geht. Genießt die Zeit, bleibt gesund und macht weiter so.
Herzliche Grüße aus der Heimat. Petra und Bernd
Hallo Ihr zwei! Das freut uns sehr 🙂 ihr seid immer und von Anfang an dabei. Heute haben wir einen ganz neuen Blog veröffentlicht. Viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße von der Odashi Farm 🙂