Relativ kurzfristig finden wir Ende Oktober ein interessant klingendes Workaway-Projekt. Und nur 5 Tage nach dem ersten Kontakt sind wir schon auf der Odashi-Farm im kleinen Dorf Nigoiti!
Sali und Ika sind ein Paar um die 30, das während der Corona-Zeit von Tiflis aufs Land gezogen ist. Sie bauen dort Gemüse an und haben begonnen, Biokisten an Privathaushalte in Tiflis zu liefern. Doch das soll erst der Anfang sein. Sie haben viele Ideen für die Zukunft. Sali und Ika sind Pioniere in dem was sie tun. Sie verwenden keine chemischen Pestizide und wollen die Landwirtschaft in Georgien modernisieren. Da sie aber in Georgien die ersten sind, die so etwas tun, haben sie es natürlich auch schwer. Und so lernen sie das meiste, YouTube sei Dank, durch Ausprobieren und vielen Videos schauen.
Die beiden wollen den Menschen zeigen: „Wenn wir es können, könnt ihr es auch.“ Soll heißen, sie haben sich alles was sie wissen selbst beigebracht.
Manchmal muss man sich eben einfach nur trauen! Klar geht dann auch mal was schief, aber das gehört dazu.
Lange haben sie schon mit dem Gedanken gespielt Workawayer aufzunehmen, aber sich irgendwie noch nicht bereit dafür gefühlt. Und nun ist es soweit und Daniel und ich sind tatsächlich die ersten Workawayer, die hier sein dürfen!
Jedes Workaway-Projekt, das wir bislang gemacht haben, war auf seine Art und Weise speziell. Gut möglich, dass die Zeit auf der Odashi-Farm die Speziellste ist. Und das hat gleich mehrere Gründe.
Es ist das erste Mal, dass unsere Gastgeber tatsächlich Einheimische sind. Das ermöglicht uns natürlich einen ganz eigenen, intimeren Einblick in das Leben vor Ort.
Bei der Maisernte z.B. helfen sich die Nachbarn gegenseitig, Abends wird dann mit allen Erntehelfern zusammen gegessen. Die georgische Küche ist einfach, vieles daran erinnert mich an die Küche meiner Großeltern. Und sind das nicht mit die besten Kindheitserinnerungen?
Ein traditionelles georgisches Supra besteht aus einem überquellenden Tisch voller Essen. Wein und Chacha (georgischer Hochprozentiger) dürfen natürlich nicht fehlen. Eine besondere Rolle spielen die Trinksprüche, vorgetragen vom „Tamada“. Es wird so ziemlich auf alles mit ausladenden Sprüchen angestoßen: Auf Frieden, Gesundheit, Verstorbene, Frauen, Kinder, Ernte etc. Und natürlich auch auf Gäste, also uns :-).
Die meisten Nachbarn finden es kurios, dass zwei Deutsche in Georgien auf einer Farm mithelfen. Ist es doch sonst eher andersherum.
Alleine für diese Einblicke sind wir so dankbar. In der Zeit auf der Odashi-Farm haben wir auf jeden Fall mehr über die georgische Kultur gelernt als irgendwo sonst.
Unser Leben hier auf der Farm ist sehr einfach. Das Haus ist alt und es wurde viele Jahre nicht gepflegt. Andererseits haben wir alles, was wir brauchen. Ein Dach überm Kopf (Regen kommt nur manchmal in die Wohnküche :-)), eine Toilette im Haus, fließend warmes Wasser, eine Dusche und eine Waschmaschine. In der Wohnküche im Erdgeschoss gibt es einen Holzofen, der den Bereich des Hauses schön warm hält. Das alles ist schon mehr, als die meisten Häuser hier im Dorf haben. Luxus ist halt immer eine Frage des Blickwinkels.
Hier leben wir also auf engstem Raum zusammen. Zwar haben wir ein eigenes Zimmer (das ist uns bei unseren Workaway-Projekten immer wichtig), doch das liegt im ersten Stock, wo wir bislang keinen Ofen haben. Und das Zimmer ist einfach, so dass wir uns eigentlich nur zum Schlafen dort aufhalten. Die meiste Zeit verbringen wir also in der großen Wohnküche mit Sali und Ika. Für 2 Wochen waren mit Reatha und Oakley aus Schottland zwei weitere Workawayer hier. Oft ist auch Freund und Mitarbeiter George zugegen oder es schaut irgendein Nachbar vorbei. Also ein volles, buntes Haus! Für uns zu Beginn nicht einfach, sind wir doch gerne alleine. Doch mittlerweile haben wir einen guten Weg gefunden und sind auch für diese Erfahrung mehr als dankbar.
Die Arbeit auf der Farm ist selten einfach. Felder müssen kultiviert werden, Gemüse gepflegt, geerntet, Felder neu bepflanzt, das Gewächshaus gepflegt… Im Haus gibt es allerlei zu reparieren und pflegen. Ende November wird es kälter, das heißt, wir müssen uns um Feuerholz kümmern. Und zwar so, wie man es früher gemacht hat. Man fährt in den Wald und fällt Bäume. Auch hier muss ich oft an meinen Opa denken, denn das war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich glaube, er wäre positiv überrascht, wenn er mich nun mit der Axt im Wald sehen könnte :-).
3 Hunde (zwischenzeitlich hatten wir auch einen Welpen vor die Tür gelegt bekommen, für den wir aber ein Zuhause gefunden haben), eine Katze und zwei Schweine müssen außerdem versorgt werden. Die Tiere sind uns natürlich schon übertrieben ans Herz gewachsen, wer uns kennt, den wundert das nicht ;-).
Viele erste Mal erleben wir hier auf der Farm. Wir lernen Kühe melken, Traktor fahren, eine Axt schwingen und so viel mehr! Eins ist sicher, langweilig wird es auf der Odashi-Farm nie!
Fast 2 Monate sind wir bereits hier, Ende offen. Bis Ende Februar haben wir theoretisch Zeit, dann ist es Zeit für die jährliche Stippvisite unserer beiden Mamas :-). Wir lassen es einfach auf uns zukommen, wo wir die Zeit bis dahin verbringen.
Ihr Lieben! Wie schön, dass die Erinnerungen an früher durch die Zeit bei Eurem Work-away wachgerufen werden, Dein Opa wäre sehr stolz auf Dich, liebe Bea!
Ich bin gespannt, was die Wochen bis Februar Euch noch bringen, ich zähle die Tage! 🤗😘
Awwww, vielen Dank ❤️
Mit einer funktionierenden Waschmaschine im Haus habt ihr mir schon mal was voraus:P
Schön, dass es euch so sehr gefällt. Ich bin mir sicher, dass solche Einblicke euch sehr in Erinnerung bleiben werden. Ich wünsche euch noch viele solcher tollen Gelegenheiten.
Ha ha, siehste mal 😆! Ganz liebe Grüße nach Österreich 😘
Hallo ihr Beiden. Es klingt alles sehr verlockend für mich, eben nur in der falschen Jahreszeit.
Und ehrlicherweise hasse ich Gartenarbeit. Aber euch macht es offensichtlich Spaß und das ist das wichtigste.
Ob ihr die online Arbeit durchhaltet wenn ihr wieder „normal“ reist, kann ich mir nicht vorstellen aber ihr überrascht mich bestimmt.
Viel Freude bei eurer Reise wünscht Andreas, aus dem altersgerechten (26 Grad) Tansania.
Wie schön von dir zu hören lieber Andreas! Ja, Gartenarbeit sollte man schon mögen, wenn man auf einer Farm mithilft 😆. Wenn wir wieder reisen, werden wir sicherlich online nicht mehr so viel machen, womit wir auch hervorragend leben können. Aber jetzt gerade haben wir Zeit und Lust 😊. Ganz liebe Grüße nach Tansania, sicherlich ein tolles Winterquartier!