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011-Doviduvanye Nord-Mazedonien, Kaliméra Griechenland

011-Doviduvanye Nord-Mazedonien, Kaliméra Griechenland

Oder auch: Von Nord-Makedonien nach West-Makedonien!  Oder auch: Willkommen im Nirgendwo!

Nach unseren Abenteuern im Mavrovo Nationalpark und im Šar Gebirge wollen wir als Nächstes den Matka Canyon besichtigen. Wir finden einen super Platz für unser Zelt direkt am Fluss und platzieren uns neben einem Büsschen mit Heilbronner Kennzeichen, weil die beiden so nett aussehen. Und unser Bauchgefühl hat uns wieder mal nicht getäuscht. Kata und Flo kochen für uns eine mega leckere vegane Bolognese und lassen uns auch sonst nicht auf dem Trockenen sitzen :-). Wir verstehen uns so gut, dass wir beschließen, den Matka Canyon am nächsten Tag gemeinsam zu erkunden. Wir wandern aufs Blaue los und landen in einer ziemlich anstrengenden Bergtour, die uns aber einen einmaligen Blick auf den Canyon ermöglicht.

Völlig ausgepowert kommen wir zurück zu unseren Behausungen am Fluss als uns das Herz in die Hose rutscht. Der Wasserspiegel ist in der Zwischenzeit um locker einen Meter gestiegen! Es gibt zwei Staudämme oberhalb des Flusses, die geöffnet werden mussten, weil sich zu viel Wasser gesammelt hat. Wer rechnet denn mit sowas! Das Wasser hat zwar unser Zelt noch nicht erreicht, die Situation ist uns dennoch zu unsicher, so dass wir uns lieber ein anderes Plätzchen suchen. Genau die Action, die man nach einer 6-stündigen Wanderung noch braucht… Wir machen das Beste draus, was bleibt uns auch anderes übrig.
Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen von Flo und Kata. Danke euch beiden für die inspirierenden Gespräche und die tolle Zeit!

Unser Weg führt uns zurück an den Ohridsee, mit Aufenthalt in der Stadt Ohrid und dem Galičica Nationalpark. Dort begegnen wir zwar keinen Bären, dafür streifen Wildschweine Nachts um unser Zelt. Auch nicht unbedingt besser. Hach, diese Wildnis mit allen ihren Bewohner!

Über den Pelister Nationalpark und Bitola nehmen wir Kurs auf Griechenland. In Bitola gönnen wir uns zur Entspannung für 3 Tage ein Apartment. Die Bezeichnung Kellerabteil trifft es leider eher aber das muss ich an dieser Stelle nicht näher ausführen ;-).

Wir gehen wieder zu Fuß über die Grenze. Immer wieder ein absurdes Gefühl, wie eine künstlich geschaffene Linie so viel ändern kann (Sprache, Währung, EU-Zugehörigkeit, Uhrzeit etc.).

In Griechenland ändert sich die Uhrzeit, es ist eine Stunde später. Das kommt uns sehr entgegen. Wurde es die letzten Wochen bereits um 19:30 Uhr dunkel, haben wir nun eine Stunde länger Zeit und müssen uns nicht ganz so früh ins Zelt verziehen. Dennoch merken wir unweigerlich, dass der Herbst langsam Einzug hält. Den Wechsel der Jahreszeiten nehmen wir seit wir draußen wohnen noch viel intensiver war. Wir fühlen uns tatsächlich viel verbundener mit der Natur.

In West-Makedonien herrscht tote Hose, das kann man ohne Übertreibung sagen. Mehrmals werden wir gefragt, was uns denn überhaupt in diesen Teil Griechenlands verschlagen hat. Aber wir lieben ja genau diese „echten“ Orte.
Wir sind jedes Mal froh, wenn uns bei den wenigen Autos die hier fahren überhaupt jemand mitnimmt und gelangen so schließlich in die Region zwischen kleinem und großem Prespasee. Dazwischen eine ungeplante Nacht in Florina, weil wir einfach nicht weiterkommen. Wir müssen unser Zelt völlig ko neben einer stillgelegten Tankstelle aufstellen. „Wenn uns jetzt jemand sehen könnte, würde uns bestimmt keiner beneiden“, sage ich zu Daniel. Aber solche Tage gehören eben auch dazu.

Am Prespasee angekommen sind wir sofort angetan von der Ruhe, die hier herrscht. Klar, sind ja fast keine Menschen da :-D.
5 Tage verbringen wir insgesamt hier in der Region und fühlen uns wie in einer kleinen Blase. Unbedingt einen Besuch wert!

Wir ahnen, dass es nicht einfach werden wird von hier wegzukommen. Aber dass wir in 5 Stunden gerade mal 20 km schaffen… Immerhin werden wir ein Stück von einem Priester mitgenommen. Das werten wir mal als positives Zeichen :-). Doch dann heißt es über 2,5 Stunden warten. Wir sind mehr als angenervt, auch weil unsere Lebensmittelvorräte zu Neige gehen. Als wir kurz davor sind abzubrechen und uns einen Platz für die Nacht zu suchen, halten plötzlich wie selbstverständlich Panos und Olga an. Sie begrüßen uns als wären wir verabredet gewesen. In Kastoria, unserem gemeinsamen Ziel, angekommen, macht Olga Besorgungen und Panos lässt es sich nicht nehmen, uns durch die Stadt zu fahren um einen passenden Schlafplatz für uns zu finden. Und auf einmal finden wir uns bei Wein und Snacks in einer Bar wieder. Es ist einer dieser Momente auf der Reise, bei denen es sich anfühlt, als wären Kopf und Körper getrennt. Weil man sich plötzlich in Situationen befindet, die man sich vorher nie hätte ausmalen können. Der Kopf braucht dann erstmal eine Weile, bis er hinterher kommt.

Aus Kastoria wegzukommen wird erneut schwierig. Über 2 Stunden stehen wir uns die Beine in den Bauch. Dann hält ein Polizist mit seiner Tochter. Er selbst spricht kein Englisch, die Tochter muss übersetzen. Zuerst will er unsere Ausweise sehen, um sicherzugehen, dass wir legal im Land sind. Ob wir Drogen dabei haben will er noch wissen (leider nicht :-p). Nachdem die Formalitäten geklärt sind, dürfen wir auch einsteigen und er bringt uns zu unserem nächsten Ziel Grevena.

Auf der Suche nach einem Schlafplatz treffen wir auf Tsimis. Er betreibt eine Bar auf 4 Rädern am Straßenrand und ist uns sofort engagiert bei der Suche behilflich. Als er seine Bar Abends schließt, lässt er für uns Tische und Stühle draußen stehen, damit wir einen Platz zum Kochen haben :-). Ein herrlich verrückter Typ!

Wir wollen zum Bergdorf Spileo und dieses Mal klappt das Trampen erstmals wieder richtig schnell. George muss eigentlich nur die halbe Strecke von Grevena nach Spileo fahren. Aber er meint, heute sei ein guter Tag, deshalb fährt er uns tatsächlich bis nach Spileo!

Dort angekommen wandern wir zur Portitsa Schlucht und finden dort ein traumhaftes Plätzchen für 2 Tage, das wir fast komplett für uns haben. Im Schlepptau nur 3 Hunde, die uns irgendwie gar nicht mehr von der Seite weichen wollen…

Auch auf dem Weg zurück das gleiche Spiel. Über 3 Stunden müssen wir warten. Buchstäblich beim letzten Auto, bei dem wir es versuchen bevor wir uns ein Nachtlager suchen wollen, klappt es. Angelo, in diesem Moment tatsächlich ein Engel, nimmt uns mit zurück nach Grevena.

Am nächsten Tag geht es weiter wie schon gewohnt. Stundenlang stehen wir am Straßenrand. Plötzlich kommt eine Frau aus dem Haus hinter uns und drückt uns ein Lunchpaket in die Hand! Sie hat uns anscheinend schon eine Weile beobachtet und wir haben ihr Leid getan. Eine halbe Stunde später folgt eine weitere Frau, die uns Trauben und Wasser bringt.

Wie würde wohl eine Welt aussehen, in der die Nachrichten voll von solchen Geschichten wären, anstatt immer nur das Schreckliche zu zeigen? Wären wir freundlicher zueinander, würden wir unseren Mitmenschen wieder mehr vertrauen? You may say, I’m a dreamer…

Auf dem Weg ins Pindos Gebirge treffen wir schließlich Lena, eine österreichische Griechin, die sich unserer am Straßenrand erbarmt und uns mitnimmt. Ganz spontan entscheiden wir uns, nicht zu unserem eigentlichen Ziel zu fahren, sondern mit ihr nach Elafotopos, das kleine Bergdorf in dem sie wohnt. Wieder einmal so eine Bauchgefühlsache. Lena betreibt mit ihrem Mann ein kleines Gästehaus und Landwirtschaft. Wir entscheiden uns, ihr für 2 Tage bei der Ernte zu helfen und werden dafür von ihrem Papa aufs Feinste verköstigt, dürfen im Gästehaus duschen und unsere Klamotten waschen. Die Arbeit ist anstrengend aber irgendwie fühlen wir uns hier einfach aufgehoben. Schon lustig, wie einem das Leben manchmal genau das gibt, was man braucht.

Für uns geht es nun nach Korfu. Dort treffen wir unsere Freunde Steffi und Markus, zusammen haben wir für eine Woche eine Ferienwohnung. So mit richtigem Bett und Dusche. Luxus, den wir gerade nötig haben :-).

18 thoughts on “011-Doviduvanye Nord-Mazedonien, Kaliméra Griechenland

  1. Liebe Bea, lieber Daniel, wie schön, das alles zu lesen! Zu Euren Fotos aus dem Status der letzten Wochen noch die Geschichten zu den liebenswerten Menschen zu erfahren, wie schön Du ausdrückst, was sie für Euch bedeuten! Wie weit es jetzt bis zur Küste ist, damit Ihr die Fähre nach Korfu nehmen könnt, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, Ihr bekommt das „gebacken“. ✌️ Ich drücke Euch ganz fest und wünsche Euch einen schönen Abend in Elefatopos! Herzliche Grüße! Mama Hille 😘

    1. Hallo Mama und wie wir das gebacken bekommen haben! 🙂 letztendlich war es dann der Bus und die Fähre. Das mit dem Trampen war am Dienstag ein kleines Fiasko. Jetzt sind wir am Flughafen und warten auf den hohen Besuch! 🙂 tausend Dank für deinen Kommentar! Liebe Grüße

  2. Ihr Lieben, ich habe mich so über Eure Zeilen und die Bilder gefreut. Die letzten Tage habe ich immer wieder in mein Outlook geschaut, ob Post von Euch gekommen ist……. Ich feue mich jetzt schon auf Euren nächsten Bericht. Macht weiter so!
    Liebe Bea, Du bist keine Träumerin, Du liebst nur die Menschen und das Leben und das tut leider nicht jeder. Willkommen in meiner Welt.

    1. Auch von meiner Seite wieder einen ganz lieben Dank! 🙂 jetzt bin ich etwas unter Druck, habe ja noch mind. Ein Video zu bearbeiten. Damit sich das Prüfen deines Posteingangs auch lohnt bin ich jetzt top motiviert zu liefern 🙂 alles Liebe

  3. Bissl Pippi in die Augen bekommen! Es ist schön so etwas zu lesen und es nährt die Hoffnung, dass unsere Gesellschaft vielleicht doch noch zu retten ist. Was so ein kleines Stückchen Hilfsbereitschaft in einem auslösen kann, wenn man es nur liest. Für euch muss es sich so unendlich größer und tiefer anfühlen. Zum Glück habt ihr euch und seid nicht alleine unterwegs, denn ich wüsste wahrscheinlich nicht wohin mit meinen Emotionen bei all dem Erlebten.

    Weiterhin eine glückliche Zeit mit viel Freude und Wohlwollen und jeder Menge neuer und aufregender Begegnungen, wie auch immer diese aussehen werden…

    1. Deine Kommentare sind immer so schön lieber Andi! Ob die Gesellschaft noch zu retten ist weiß ich nicht, aber unseren kleinen unmittelbaren Einflussbereich können wir auf jeden Fall mitgestalten.

      Ich bin auch sehr froh, dass wir zu zweit sind. Die Erlebnisse werden uns auf jeden Fall ein ganzes Leben verbinden!

      1. …dass ihr auch hoffentlich zukünftig gemeinsam verbringt! 🙂

        Freut mich sehr, wenn euch/dir meine Kommentare gefallen. Frei von der Leber weg und so wie es dich in dem Moment anfühlt…!

        1. Richtig so lieber Andi. Also alleine würde ich mich wohl eher unfreiwillig mit meinem Zelt im Bärengebiet aufhalten wollen 😉
          Danke für deine lieben Kommentare 🙂

  4. Nicht nur Andi hat Pipi in den Augen. Ich auch 😉 . So toll geschrieben immer, da ist man richtig dabei. Wünsche Euch eine tolle Zeit auf Korfu. Liebe Grüße aus dem kalten München…brrrr. Slobo

    1. Danke liebe Slobo. Die gestrige Nacht haben wir im Freien ohne Zelt direkt am Flughafen verbracht. Das war ganz schön frostig 🙂 jetzt kommt aber langsam die Sonne raus und unsere Freunde landen bald. Dann ist uns ganz warm 🙂
      Alles Liebe
      Daniel

  5. Hallo Ihr Lieben es ist immer wieder schön das alles zu lesen. Das ganze ist schon sehr mühsam, aber es lohnt sich immer wieder. Es ist schon erstaunlich wie wenig man braucht um Interessantes zu erleben. Es reicht die Zuversicht, Abenteuerlust und gegenseitige Liebe im Gepäck zu haben. Ich wünsche Euch, dass Ihr davon ganz viel dabei habt. Herzliche Grüße von Petra (werdende Oma)

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