Über die Hälfte unserer Zeit in der Türkei ist schon vorbei und zum ersten Mal verspüren wir so etwas wie Zeitdruck. Es ist ja auch schwierig vom Platz zu kommen, wenn man ständig irgendwo eingeladen wird :-). Gleichzeitig wissen wir, dass sich am Ende doch alles fügen wird und wir die richtigen Entscheidungen treffen.
Wir lernen beim Trampen Hüseyin und Horst kennen. Hüseyin ist Türke, lebt seit 40 Jahren in Deutschland. Er und sein Kumpel Horst machen eine Männertour mit ihrem Büsschen. Bereits nach 5 Minuten in ihrem Auto fragt uns Hüseyin, ob wir in ein paar Tagen mit in die Berge, Freunde besuchen, kommen wollen. Er könne sich irgendwie gut vorstellen, dass es uns dort gefällt. Ihr ahnt es schon, wir haben „ja“ gesagt ;-).
Ein paar Tage später sammeln uns die beiden also wieder ein. Wir fahren bis zum letzten kleinen Bergdorf, von dort führt eine Art Feldweg zu Asyas und Yusufs Frühlingsdomizil. Eine selbstgebaute Jurte, wo die beiden mit ihren zahlreichen Schafen, Kühen und Hühnern leben. Umgeben von nichts außer Bergen und Natur. Hüseyin hatte den richtigen Riecher, wir finden es phänomenal. Asya und Yusuf sind wahnsinnig herzliche Menschen und behandeln uns wie Freunde. Zum Glück kann Hüseyin übersetzen und so erfahren wir viel über ihr Leben hier in den Bergen mit den Tieren und sie stellen im Gegenzug viele Fragen zu unserer Reise. Asya tischt mit einfachsten Mitteln die leckersten Sachen auf. Ich helfe ihr ein wenig in der Küche, sie meint, ich wäre zu gebrauchen :-D. 3 Tage verbringen wir dort, genießen die Ruhe und die Natur, sehen zum ersten Mal Wildpferde. Das Leben der beiden ist hart und entbehrungsreich, doch sie strahlen eine wahnsinnige Leichtigkeit aus. Gerne würden wir bei den beiden in die Lehre gehen :-).
Und auch Hüseyin und Horst aka Hotte sind uns sehr ans Herz gewachsen. Man sieht sich immer zweimal!
Wir ziehen schließlich weiter die Küste entlang, kommen langsam in touristischere Gefilde. Die ersten Reisebusse begegnen uns.
In Selçuk gönnen wir uns einen Hamambesuch, ein Geschenk von meiner Mutter zu unseren Geburtstagen. So sauber haben wir uns seit über einem Jahr nicht mehr gefühlt :-D. Und die ausgiebige Rückenmassage ist für unsere geschundenen Körper genau das Richtige!
Wir machen einen Abstecher nach Datça, eine kleine Landzunge, den Tipp haben wir beim Trampen bekommen. Sicherlich ein „Geheimtipp“, abgelegen, traumhafte Buchten, Wälder und Berge. Dort treffen wir zum ersten Mal auf eine russische Reisegruppe (wie noch sehr oft in den kommenden Wochen). Ja, wir geben zu, wir haben Vorurteile (ja tatsächlich, wir die „weltoffenen Reisenden“). Doch ich denke, das Ausschlaggebende ist, dass man sich selbst dabei ertappt, damit ist schon viel gewonnen. Klar, das Thema Politik schwebt über allen Unterhaltungen, die wir mit Russen führen, und es gäbe viele Fragen, die wir gerne stellen würden. Andererseits doch klar verständlich, dass die Menschen das Thema nicht immer und immer wieder durchkauen wollen. Viele sind tatsächlich in die Türkei oder andere Länder ausgewandert, weil sie nicht mehr in ihrem Land leben möchten. Mehr muss dann zu dem Thema auch nicht gesagt werden.
Auf dem Weg nach Fethiye nimmt uns Sezgin mit. Er bietet uns an, uns mit zu sich nach Hause zu nehmen, erst muss er aber noch seine Eltern fragen, Sezgin ist Anfang 20 und wohnt noch zu Hause. Als die schließlich einwilligen, kommen wir mit. Seine Eltern sind wahnsinnig herzlich und scheinen es gar nicht seltsam zu finden, dass ihr Sohn zwei Fremde von der Straße mitbringt (Daniel und ich fragen uns, wie unsere Mütter seinerzeit wohl reagiert hätten :-)). Wir sind zum Essen eingeladen und können sogar dort übernachten. Am nächsten Tag fährt uns Sezgin noch quer durch die Stadt um einen Campingplatz für uns zu finden. Vielen vielen Dank für dieses tolle Erlebnis!
Wir bleiben noch in Fethiye, denn dort treffen wir uns mit Claudia, die ganz zufällig dort einen Yogakurs gibt. Es war so schön, ein wenig Zeit mit dir zu verbringen!
So bereichernd unsere zahlreichen Begegnungen sind, merke ich langsam, wie es mich gleichzeitig schlaucht. So als ob die ganze Energie aus meinem Körper gesogen wurde. Die Introvertierten werden an dieser Stelle gut verstehen was ich meine :-). Umso besser trifft es sich, dass wir uns entscheiden einen Teil des Lykischen Weges zu gehen. Das ist ein 500 km langer Fernwanderweg zwischen Fethiye und Antalya.
Es ist anstrengend, da zum Teil schon über 30 Grad heiß, aber gleichzeitig wunderschön und es tut gut mal wieder für sich zu sein und sich nicht unterhalten, nicht präsent sein zu müssen.
Die Akkus sind wieder voll und so nehmen wir erstmal Abschied vom Meer. Wir nehmen Kurs auf ins Landesinnere und von dort dann langsam Richtung Schwarzmeerküste. Ach, was freuen wir uns auf das, was wir noch erleben dürfen!
Liebe Bea, lieber Daniel! Dankeschön für den schönen Bericht, wunderbar ist es in der Türkei! Das hätte ich nur zu 50% erwartet und freue mich umso mehr, dass es in echt eben ganz anders ist als in der Vorstellung. Ich wünsche Euch noch über einen dicken Monat eine glückliche Zeit in der schönen Türkei, viele wunderbare Kontakte und viel Natur pur! Habt Spaß und bleibt gesund! ❤️ Mama Hille 😘
Vielen Dank liebe Mama Hille 😊🤗. Genau deshalb ist das Reisen ja so wichtig, um sich ein eigenes Bild machen zu können. Freut mich umso mehr, dass wir das mit Euch teilen können 😘