Weiter geht unsere verrückte Reise durch die Türkei! Ab Antalya bewegen wir uns ins Landesinnere um dann irgendwann an der Schwarzmeerküste rauszukommen.
Unser erstes Ziel ist Konya, angeblich einer der konservativsten Städte der Türkei. Dorthin kommen wir mit Mustafa, der uns in seinem LKW mitnimmt, ohne dass wir überhaupt den Daumen raushalten. Wir haben ja wirklich schon viele herzensgute Menschen getroffen, aber Mustafa sticht irgendwie nochmal heraus. Er gehört zu den Menschen, dem ich ohne mit der Wimper zu zucken mein gesamtes Hab und Gut anvertrauen würde. Gut 180 km und ein Mittagessen verbringen wir zusammen und dass, obwohl wir uns kaum verständigen können. Ein Hoch auf Google Translate, das uns noch oft helfen wird.
Bei Mustafa haben wir gemerkt, wie sehr wir es lieben LKW zu fahren (zum Glück wird das in der Türkei noch öfter vorkommen :-)).
Erstmal zieht man die Schuhe aus, weil man ja quasi das Wohn- und Schlafzimmer betritt. Dann kann man sich in den super bequemen Beifahrersitz oder aufs Bett lümmeln, bekommt Kaffee oder Cay angeboten und ein Zigarettchen dazu. So lässt es sich reisen :-).
Mustafa, wir danken dir, du wirst uns noch lange in Erinnerung bleiben (Mustafa möchte übrigens eine deutsche Frau heiraten, bei Interesse können wir gerne vermitteln :-D)!
Wir kommen also in besagtem Konya an, der angeblich konservativen Stadt, die eben doch ganz anders ist. Irgendwas ist plötzlich anders. Wir haben die Wochen zuvor schon festgestellt, dass die Türken sehr neugierig, hilfsbereit und kontaktfreudig sind, aber ab Konya können wir uns ohne Übertreibung kaum einen Meter bewegen, ohne dass wir angesprochen werden. Wir fallen auf wie bunte Hunde, ins Landesinnere verlaufen sich offenbar nicht viele Touristen. Die Leute drehen sich auf der Straße nach uns um, wollen wissen woher wir kommen usw. Und natürlich die obligatorische Einladung zum Çay trinken.
Haben wir uns in letzter Zeit fleißig im „ja“ sagen geübt, müssen wir nun das „nein“ sagen trainieren. Es ist einfach unmöglich alle Einladungen anzunehmen!
Wir fahren weiter nach Kappadokien. Dorthin nehmen uns Hilde und Kalle mit. Wir sprechen die beiden an einer Tankstelle an und fragen, ob sie uns mitnehmen können, Touristen in dieser Gegend fahren sehr wahrscheinlich nach Kappadokien. Ohne zu zögern quetschen sie uns und unsere Monsterrucksäcke in ihr kleines Büsschen. Seit langem kommen wir mal wieder in engeren Kontakt mit deutschen Reisenden und es tut tatsächlich gut mal wieder deutsch zu sprechen. Die beiden sind schon viel gereist und wollen noch nach Indien kommen. Wir verbringen auch den nächsten Tag zusammen und genießen die Gesellschaft der beiden sehr.
Kappadokien wird dann zu einem weiteren Highlight für uns. Meist versuchen wir die allzu touristischen Orte zu meiden, aber Kappadokien ist irgendwie besonders, da sich hier alles gut verläuft und die Landschaft einfach einmalig ist. Einer der wenigen Orte, der tatsächlich so besonders ist, wie auf zahlreichen Fotos und Videos zu bestaunen. Die Atmosphäre wenn zum Sonnenaufgang zig bunte Heißluftballons über die Täler schweben hat zweifelsohne etwas magisches. Nicht zuletzt wegen Hilde und Kalle zaubert uns Kappadokien ein großes Lächeln ins Gesicht!
Ab Kappadokien lassen wir uns treiben. Die Richtung steht, aber welche Abzweigungen wir nehmen, entscheiden wir ganz spontan.
So landen wir bei den Kapuzbaşı Wasserfällen, ein Tipp, denn wir von Mehmet beim Trampen bekommen.
Auf der Karte sieht das Gebiet ziemlich abseits gelegen und schwierig zu erreichen aus, also genau das, was wir mögen :-).
Die bunte Hunde Geschichte setzt sich auf dem Weg nach Kapuzbaşı fort. Zwischendurch sagen wir doch nochmal „ja“ und trinken bei Ahmet und seiner Oma Kaffe, der uns dann schließlich zum Fuße des Erciyes bringt.
Ein eindrucksvoller Berg, den Daniel von Kappadokien aus erblickt hat und unbedingt hin wollte. Wie passend, dass er auf dem Weg zu den Wasserfällen liegt.
Überall wird uns zugewunken, wir werden angesprochen, die Leute wollen Fotos mit uns machen. Einfach überwältigend. Und dann erst die Kinder! Ich finde es so schön, wenn die Kinder nicht mit Angst vor Fremden aufwachsen sondern mit purer Neugierde und Offenheit. So sammeln sich oft ganze Trauben um uns, bis sich einer traut uns anzusprechen, was dann von lauthalsem Gekicher der anderen begleitet wird. Da geht uns das Herz auf!
Endlich in Kapuzbaşı angekommen, wissen wir gleich, der Weg hat sich gelohnt. Unglaublich schön! Unser Zelt stellen wir jeweils auf Picknickplätzen auf, die in der Türkei sehr beliebt sind. Und auch dort, na klar, fallen wir auf und bekommen Çay und Essen vom reichhaltigen Picknick. Da kann der olle Bulgur mit Gemüsebrühwürfel gerne in unserer Essenstasche versauern :-).
Weiterhin planlos verlassen wir Kapuzbaşı und landen ganz zufällig in der Kleinstadt Boğazlıyan. Auf den ersten Blick nichts Besonderes doch für uns genau das. Ein Städtchen, indem wir dem türkischen Treiben zuschauen können und für wenig Geld Hammeressen bekommen. Wir bleiben eine Nacht in einem Gästehaus für Lehrer, die Herbergsdame hat uns netterweise aufgenommen. Für zusammen unter 10 Euro bekommen wir ein geräumiges Zimmer und können einen Tag pausieren.
Auch in Boğazlıyan herrscht wieder volle Aufregung ob der zwei Fremden. Zum Glück wächst unser türkischer Wortschatz Tag für Tag, so dass wir meist zumindest erahnen können, was man uns erzählt.
Durch einen erneuten Zufall landen wir in Çekerek, das uns jetzt nicht unbedingt vom Hocker haut. Also schnell einen Schlafplatz am See suchen. Dort ist bereits eine Gruppe Männer, wovon einer, Erkan, das Ruder übernimmt. Wir denken, er will uns sagen, dass wir hier nicht campen dürfen. Ein Missverständnis, dass Dank dem telefonisch dazugeschalteten deutsch sprechenden Freund Erdal schnell geklärt ist. Irgendwie scheint sich Erkan für uns verantwortlich zu fühlen, zeigt uns einen Platz für unser Zelt und kommt später zusammen mit Erdal nochmal vorbei. Sogar ein paar Bier hat er im Gepäck :-). Als die beiden weg sind, sind wir gerade etwas froh über eine Verschnaufpause, als Ali mit seinem Auto ankommt, 50 cm vor unserer Nase parkt und sich ungefragt neben uns plumpsen lässt. Wir haben den Eindruck, er genießt es, nicht allein zu sein und so geben wir gerne etwas zurück. Ob wir etwas zu essen wollen, fragt er. Wir verneinen, doch Ali lässt sich nicht überzeugen. Und so lässt er uns kurzerhand zwei Döner liefern, bezahlen dürfen wir selbstverständlich nicht.
Ein weiteres Mal kommt Erkan vorbei um nach dem Rechten zu sehen und sicherzugehen, dass es keine Probleme gibt und es uns gut geht. Wir versichern: „Problem yok – kein Problem“. Wie hat es ein anderer Reisender so schön ausgedrückt: Man bekommt hier oft mehr Hilfe, als man eigentlich braucht :-). Gut gesagt, und man muss sie einfach lieben, diese verrückten Türken.
Wir lieben diese Begegnungen doch merken wir, dass es uns gerade etwas viel wird und sehnen uns nach einem ruhigen Ort, wo wir ein paar Tage bleiben und verarbeiten können. Er wird kommen, das wissen wir.
Ich liebe euer Abenteuer nach wie vor 😍 und eure Lust auf Neues. Mir geht hier allein langsam die Luft aus 🙃 aber es geht bald nach Europa. Mal sehen ob beim Wandern sich alles wieder einpendelt
Ich kann dich gut verstehen und bin sehr oft froh, dass wir zu zweit sind!
Bin schon sehr gespannt auf deine nächsten (Wander-) Berichte 😘
Wieder ein wunderschöner Bericht ☺️ denn ich bestimmt ein paarmal lesen werde 😍
Das freut mich 😊😘
Schließ mich Sabine an.
Verfolge eure Reise immer auf der Karte mit allen Infos.
Bleibt gesund.
LG
Ps von den Fotos hat mir besonders das mit Daniel und den Kindern gefallen.
Das freut mich sehr zu hören lieber Walter 🤗
Was bleibt noch zu sagen – es ist einfach umwerfend, wie Du erzählst!!! 😍❤️
Ach, doch, Ihr habt zwei ‚deutsche‘ Mütter … Sabine, wie wäre es?😉
An euch zwei haben wir natürlich als erstes zur Vermittlung gedacht 🤣🤣
Wieder einmal möchte ich Euch danken, dass ich durch Eure Berichte und Fotos ein bißchen Anteil nehmen darf an Euren Erlebnissen. Die Menschen, denen Ihr begegnet sind wundervoll und es ist beschämend wie einseitig und oft genug klischeehaft kritisch hier bei uns über “ die Türken“ berichtet wird.
Alles Liebe für Euren weiteren Weg!!!
Ganz liebe Grüsse
Theresa
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar 🤗. Ich denke sehr oft an den Spruch „Reisen bildet“, in dem für mich so viel Wahrheit steckt.
Hey ihr beiden,
kann mich nur anschließen, wieder sehr schön geschrieben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ihr immer wieder ein paar Tage Einsamkeit braucht, denn wie sonst können so viele Eindrücke verarbeitet werden! Vorallem, es hört ja beim Reisen nicht auf und Georgien steht ja bereits vor der Tür bzw. ihr seid schon dort. Also weiter Eindrücke, Eindrücke, Eindrücke!
Weiterhin viel Spaß, Gesundheit und Durchhaltevermögen beim sammeln eurer Eindrücke.
LG Andi
Danke lieber Andi 🙃