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009-Happy End in Albanien

009-Happy End in Albanien

Nach knapp 7 Wochen verabschieden wir uns von Albanien. Einem Land mit dem wir, wie der aufmerksame Blogleser weiß, anfangs unsere Schwierigkeiten hatten. Das hat sich irgendwann geändert. Ob es an unserer Einstellung lag oder an den äußeren Umständen? Vermutlich eine Mischung aus beidem. Wir haben dieses herrlich unperfekte und chaotische Land sowie die Bewohner auf jeden Fall lieb gewonnen.

Nach unserem Aufenthalt am Gjipe Strand machen wir einen kurzen Abstecher in den Llogara Nationalpark und fahren dann weiter ins Landesinnere. Nach Përmet, einem kleinen Städtchen am Vjosa Fluss. Für Daniel etwas ganz Besonderes. Er hatte vor der Reise einen Bericht über die Region gesehen und gesagt, „da will ich hin“. Und wir werden nicht enttäuscht! Die Vjosa ist einer der letzten naturbelassenen Flüsse Europas, hat seinen Ursprung in Griechenland und mündet schließlich in die Adria. Es gibt Pläne für ein Staudammprojekt, das glücklicherweise aufgrund teils internationaler Proteste (ja, sogar Leonardo DiCaprio hat sich geäußert) bisher nicht umgesetzt wurde und so konnte die wunderschöne Landschaft bislang erhalten bleiben.

Wir landen auf dem einzigen Campingplatz weit und breit und es hat zoom gemacht! Es ist einer dieser Orte, wo man ankommt und sich direkt „Zuhause“ fühlt. Nicht zuletzt wegen der unglaublich herzlichen und empathischen Besitzerin Dona, einer Person, die sich mit Worten kaum beschreiben lässt. Schockverliebt sind wir auch in das Hausschaf Carlos, das Dona auf Schritt und Tritt folgt.

Und wir treffen Torsten und Simone aus der Nähe von Hamburg wieder. Die beiden haben uns ein paar Tage zuvor ein Stück vom Gjipe Strand in ihrem Camper mitgenommen und sind nun zufällig auch bei Dona gelandet. Manchmal trifft man im Leben Menschen, da passt es einfach. Da ist kein gezwungener Smalltalk à la „wo kommt ihr her, was macht ihr beruflich etc“ nötig, da fühlt es sich an, als würde man sich schon kennen und man unterhält sich über Themen, die man normalerweise nur mit den engsten Freunden bespricht. Ihr zwei, wir freuen uns schon auf unsere Willkommensparty in eurem Garten!

Das kleine Städtchen Përmet gibt uns ebenfalls ein heimeliges Gefühl. Objektiv betrachtet hat es nichts Besonderes zu bieten, aber vielleicht gerade deshalb vermittelt es uns das Gefühl, mittendrin im albanischen Leben zu sein. Beim örtlichen Reparateur können wir unseren Kocher und unser Zelt reparieren lassen. Er sitzt im Erdgeschoss seines Hauses und repariert vermutlich alles, was es in Përmet zu reparieren gibt. Zur Verständigung wird der Sohn aufgeweckt, ganz ohne gemeinsame Sprache geht’s bei solch komplizierten Sachen dann doch nicht :-).
Über eine Woche bleiben wir schließlich bei Dona auf dem Campingplatz, der Abschied fällt uns allen nicht leicht.

Noch haben wir nicht genug von der Vjosa und suchen uns ein paar Kilometer weiter eine Stelle zum Wildcampen. Uns fällt auf, wie schnell man sich an das Schöne gewöhnen kann und so halten wir beim Abendessen einen Moment inne, um uns bewusst zu machen, wie bombastisch es eigentlich ist, in solch einer Kulisse für sich allein zu sitzen und zu dinieren.

Am selben Tag bekommen wir mit, wie am Schotterweg ein paar Meter entfernt ein Flüchtling von der Polizei aufgegriffen wird. Auch solche Momente sind wichtig, damit man niemals vergisst, wie gut es uns geht. Denn während Daniel und ich darüber sinnieren, wie geil jetzt eine eiskalte Fanta wäre, zerplatzt nebenan ein Traum auf ein besseres Leben…

Weiter geht es im für uns landschaftlich schönsten Teil Albaniens. Durch halb verlassene Bergdörfer, auf grausigsten Straßen, die den Namen eigentlich nicht verdient haben, mit neugierigen, herzlichen Menschen Richtung Ohridsee. Auch dort finden wir ein kleines Paradies, an dem wir wieder bewusst inne halten.

Wir erreichen Tirana, die Hauptstadt Albaniens. Auf der Reise sind uns Städte eigentlich ein Graus aber Tirana begeistert uns von Anfang an! Stellenweise prunkt und protzt es, wie man es von modernen Großstädten kennt. Nicht repräsentativ für den Rest des Landes und das Geld für das ein oder andere schick beleuchtete Gebäude wäre andernorts sicherlich sinnvoller investiert. Aber klar, schön ist es allemal. Auf der anderen Seite wuselige Viertel, wo alles was man fürs Leben braucht an irgendwelchen Ständen verkauft wird. Und meine Güte haben wir gut gegessen!

In Tirana holen wir dann meine Mutter vom Flughafen ab. Unser erster Besuch aus der Heimat! Ein wenig stolz bin ich schon, dass sie sich ins unbekannte Albanien getraut hat :-). Mit dem Bus fahren wir mit ihr wieder ans Meer, nach Himarë. Wir haben dort auf einem Campingplatz reserviert und haben wie so oft Glück (oder das richtige Bauchgefühl?). Rachel und ihr Mann Mario haben ein wunderbares Plätzchen geschaffen, unter Pinienbäumen und mit direktem Meerzugang lässt sich die Hitze aushalten. Jeden Tag kommen um 14 Uhr die Fischer am Hafen an und wir können den frisch gefangenen Fisch direkt entgegen nehmen. Am Campingplatz gibt es eine Außenküche und Grillplätze, eigentlich essen wir den ganzen Tag durch :-).

Nach 12 Tagen heißt es wieder Abschied nehmen. Danke für deinen Besuch Mama, wir freuen uns schon auf deine nächste Stippvisite!

Wir beschließen das Kapitel Albanien mit einem echten Highlight für uns. Den Besuch des Shebenik-Jabllanicë Nationalparks. Beschrieben als ursprünglich, naturbelassen und einsam. Der Weg dorthin kann getrost als abenteuerlich beschrieben werden. Zwar gäbe es durchaus einfachere Zugänge zum Park, wir aber entscheiden uns für den weitesten. Das Dorf Fushë Studën liegt am A… von Albanien (absolut wertfrei gemeint). Zum ersten Mal habe ich während wir den Daumen raushalten das Gefühl, dass wir unsere Pläne vielleicht ändern müssen, weil einfach niemand dorthin fahren will. Doch nach einer guten Stunde hält ein unbeladener Abschleppwagen, der ein Auto in Studen abholen soll. Was für ein Glück! Verständigung funktioniert dank der mittels Videocall dazugeschalteten Cousine aus Köln ebenfalls (ein Phänomen, das wir schon öfter bestaunen durften. Spricht der Fahrer selbst kein Englisch, wird einfach der nächste deutsch- oder englischsprechende Verwandte angerufen und darf sich dann mit zwei Fremden unterhalten :-)). Die Straße nach Studen endet aprupt, der Übergang zwischen asphaltierter Straße und Schotterpiste mit entsprechenden Schlaglöchern läuft fließend (übrigens die einzige Art von Straße, bei der sich mir die Sinnhaftigkeit eines SUVs erschließt. Aber den kann sich der durchschnittliche Albaner selbstverständlich niemals leisten). Den Fahrer scheint es nicht zu stören, der tippt weiter fleißig auf seinem Handy rum.

Angekommen wirkt Studen wie aus der Zeit gefallen. Eine Moschee, zwei Cafés, ein Restaurant und vielleicht ein Dutzend Häuser. Dazwischen grüne Wiesen, Äcker, Kühe, Pferde und Schafe. Umrandet von Bergen und Wäldern. Wir fragen, wo wir unser Zelt aufschlagen können. „Everywhere“ die Antwort. Soll uns recht sein :-). Nächstes Jahr soll die Straße asphaltiert werden. Das soll natürlich auch mehr Touristen anziehen. Im Bewusstsein, dass wir hier einen Ort gefunden haben, der sich wahrscheinlich sehr bald stark verändern wird, genießen wir die Idylle in vollen Zügen und üben uns auch hier im Innehalten.

Wir haben das Gefühl, einen sehr großen Teil Albaniens in den 7 Wochen gesehen und einen guten Eindruck von der Vielseitigkeit des Landes bekommen zu haben. Nichts möchten wir davon missen. Jetzt wird es aber Zeit für Neues, in Form von Mazedonien. Faleminderit Albanien und Mirupafshim!

21 thoughts on “009-Happy End in Albanien

  1. Macht definitiv Lust auf einen Ausflug:)
    Auf dass die nächsten Begegnungen und Erlebnisse weiterhin von Wohlwollen und Freude geprägt werden. Viel Spaß euch weiterhin. BUCKlige Grüße aus Deutschland

  2. Liebe Bea, lieber Daniel, wie schön, dass Ihr diese Reise macht! Ihr seht jetzt „andere Länder und Kulturen, Eure freundliche Art hinterlässt manche Spuren“ … So ist es!
    Eine ganz dicke Umarmung für Euch beide, bleibt gesund und habt eine gute Zeit in Eurem neuen Reiseland! Alles Liebe, Mama Hille 😘

  3. Liebe Beatrix und Daniel, das ist euch gut gelungen die Mama für das Campen zu gewinnen und gefallen hat es der Sabine auch noch!😃 Das hätte nicht jeder für möglich gehalten.😉
    Wünsch euch weiter gute Reise.🦑

  4. Das hast du wieder ganz toll geschrieben! Ich bin richtig stolz auf Dich, wie du es schaffst unsere Reise so schön in geschriebene Worte wiederzugeben! Weiter so!!!

  5. Liebe Bea, nach all den Jahren, die wir uns kennen, sieht für mich das, was ich zwischen den Zeilen zu lesen glaube, genauso schön aus wie das, was Ihr textet. Und so authentisch und (er)lebenswert, wie´s Eure Fotos und Videos zeigen.
    Ich denke, Ihr habt seinerzeit eine sehr, sehr kluge Entscheidung getroffen.
    Ich selbst befinde mich gerade in der Gegenwelt. Macht aber nix – alles im Leben hat schließlich seine temporäre Berechtigung ;-).
    Danke jedenfalls für dieses grandiose Mitnehmen, weiterhin nur das Beste für und 1.000 Küsse an Euch – weiter so!! 🙂

    1. Vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar mein Lieber! Habe grad ein Tränchen im Auge. Drück dich ganz fest und wir hoffen, dich bald in Griechenland zu sehen!

    2. Hallo lieber Jens,
      Da schließe ich mich an: ganz lieben Dank für deine tollen Worte. Ich hoffe sehr, dass wir bald einen Teil unserer Reise zusammen mit Dir erleben und teilen dürfen!
      Beste dicke Grüße
      Daniel

  6. Ihr Lieben,
    ja, das waren schöne und nachwirkende Tage dort bei Donna an der Vjosa. Der Chipsverbrauch war hoch – wenn ich meine Wampe ansehe – zu hoch.
    Durch den Einbruch bei uns zuhause während unseres Urlaubes war der Einstieg in die Arbeitswelt noch schwerer, weil ja auch fast alle arbeitsrelevanten Daten gestohlen wurden.
    So langsam lichtet sich der Rauch und in ein paar Tagen wird alles soweit wieder aufgearbeitet sein.
    Sehr gerne würden wir sofort wieder losfahren in diese traumhafte Region. Was es dieses Jahr ein wenig erleichtert wieder in Deutschland zu sein, sind die durchgehend mediteranen Temperaturen.
    Genießt euer Leben, stets der Natur so nahe. Wir bleiben in Verbindung und folgen euch (zumindest virtuell).
    Herzliche Grüße
    Torsten (und Simone)

    1. Vielen Dank für deinen/euren Kommentar. Den Chipsverbrauch trainieren wir gerade durch ein paar Wanderungen wieder ab :-). Wir denken an euch und hoffen, ihr könnt nach dem Einbruch bald wieder in den Alltag starten :-/.

    2. Hallo Torsten & Simone,
      Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir weiterhin so gut im Kontakt sind und uns auf dem Laufenden halten. 🙂 meinen Chipsverbrauch habe ich in den letzten Wochen gut unter Kontrolle gehalten. Dank vieler Packungen Salzstangen, die uns Bea‘s Mama mitgebracht hat! Gestern war es aber dann soweit, eine 280 Gramm Packung musste her! Und stellt euch vor, es ist sogar etwas übrig geblieben 🙂
      Also, Nord-Mazedonien wird euch sicherlich auch sehr gut gefallen! Falls ihr nächstes Jahr wieder in den Süden fahrt, kommt hier her! In unserem nächsten Video werden wir euch auf die Reise mitnehmen und Bea hat schon ihre nächste Idee für den Blog. Alles Liebe euch beiden und bis ganz bald
      Daniel

  7. Hallo liebe Reisende, wenn man das alles liest, bekommt man Gänsehaut. So viele schöne Erlebnisse so eindrucksvoll geschildert, ist einfach der Wahnsinn, auch wenn manches vielleicht nicht so klappt. Ich wünsche Euch weiterhin gutes Gelingen und freue mich auf die Nächte Geschichte. Viele liebe Grüße Petra

    1. Hallo liebe Petra, danke für deinen Kommentar und schön zu wissen, dass wir nicht alleine immer Gänsehaut haben 🙂 jetzt sind wir schon 2 Wochen in Nord-Mazedonien und haben schon wieder so viele Eindrücke sammeln dürfen, dass der nächste Blog nicht lange auf sich warten lassen wird! 🙂
      Ganz liebe Grüße
      Daniel

  8. Hallo Daniel,

    Ich habe dein Buch auf dem traumhaften Campingplatz in Himarë gefunden, auch wenn das Buch nicht zu meinem Lesestoff passt😜, freu es mich sehr, dass du eure Seite darin verewigt hast und ich somit euch ab sofort bei eurer Reise begleiten darf !! Für uns geht es in ziemlich genau einem Jahr auch auf eine ähnlich Reise, ich hoffe bis dahin kann ich noch einiges von euch lernen 😉

    liebe Grüße unbekannterweise David

    1. Hallo David, das freut mich sehr, dass Dir der Eintrag aufgefallen ist und Du auf unserer Seite gelandet bist 🙂 welches Buch war das denn? Falls bei eurer Planung irgendwelche Fragen aufkommen, dürft Ihr uns gerne schreiben. Vielleicht haben wir ja den ein oder anderen Tipp für euch! Bis dahin genießt die Vorfreude auf euer Abenteuer! 🙂 liebe Grüße
      Daniel

    2. Das ist ja toll! 🤗 Wie es kommen kann durch die Bücherschränke dieser Welt! 😉 Und es lohnt sich sehr, alle Blogs und Videos seit Beginn der Reise immer mal wieder anzusehen, so findet man Geschichten wie diese (und die Zahl der Follower des Blogs sowie Abonnenten in YouTube steigt 👍).
      Heute ist mein Sonntag für Bea und Daniel 💞 – und nochmals empfehle ich, für die Filme den Fernseher zu nutzen und in YouTube anschauen! 👌😍
      Euch allen einen schönen Sommer! 😃💛😘

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