… heißt „herzlich Willkommen in der Türkei“ und genau so fühlen wir uns. Egal, ob man ein Lokal, eine Bäckerei oder einen Supermarkt betritt, die Menschen sagen hier oft „Herzlich Willkommen“ anstatt „Guten Tag“. Das sagt viel aus und lässt einen als Fremden direkt wohlfühlen.
Schon in Griechenland, kurz vor der türkischen Grenze, machen wir diese Erfahrung. Hüseyin nimmt uns in seinen kleinen Lada mit über die Grenze. Ein großer Vertrauensbeweis, denn der Grenzübergang ist dieses Mal nicht so „larifari“ wie bislang, sondern wir müssen aussteigen und Fragen zu Aufenthaltsorten und Finanzen beantworten. Hüseyin wartet geduldig und vertraut einfach darauf, dass die beiden Fremden in seinem Auto gute Menschen sind.
Das Wetter in der Türkei begrüßt uns so, wie es uns in Griechenland verabschiedet hat. Kalt, regnerisch und windig. Das schlaucht ganz schön an unseren Kräften. Wir beschließen zur Halbinsel Gelibolu zu fahren um die verbleibende Zeit bis zu unserem nächsten Besuch in Istanbul „auszusitzen“. Und dann zeigt sich die Reise wieder von ihrer schönsten Seite. Ajkut und Özlen nehmen uns beim Trampen mit. Wir wollen eigentlich nur in die nächste Ortschaft um Lebensmittel einzukaufen doch die beiden bieten uns an, uns zum Ramadanessen einer Sufigemeinde mitzunehmen. Ohne zu wissen, was uns erwartet sagen wir natürlich „ja“. Meist ist es so eh viel besser, denn dann hat man keine Erwartungen und geht völlig unvoreingenommen in die Situation.
Und so fahren wir, nachdem wir gemeinsam noch ein wenig die historisch bedeutsame Halbinsel erkunden, nach Çanakkale in das „Ashram“. Zunächst findet zum Sonnenuntergang das Ramadanessen statt. Dort kann einfach jeder hinkommen, der hungrig ist, das Essen wird von wohlhabenderen Menschen gespendet. Ca. 50 Menschen verschiedenster Couleur essen gemeinsam, Daniel und ich fallen als einzige Ausländer natürlich auf und wir werden freudig willkommen geheißen.
Nach dem Essen lichtet sich die Versammlung und es wird zunächst gebetet. Schon allein das ist für uns ein ganz besonderes Erlebnis. Schließlich setzen sich alle in einen Kreis und in der Mitte beginnt ein Junge den Derwischtanz, indem er sich minutenlang im Kreis dreht. Dadurch und durch den hypnotischen Gesang wird man in eine Art Trance versetzt, wenn man sich darauf einlässt.
Wir lernen an diesem Abend viel über den Sufismus, eine spirituelle, mystische Strömung des Islams, und sind überwältigt von dem Erlebnis, das sich schwer in Worte fassen lässt. Unbezahlbar sind solche Momente und unterscheidet für uns das „Reisen“ vom „Urlaub machen“ . Doch dafür muss man sich eben auch trauen „ja“ zu sagen, die eigene Komfortzone verlassen und sich auf unbekannte Dinge vorurteilsfrei einlassen. Wir dürfen sogar im Ashram übernachten, denn wir sind schließlich auch Derwische, was frei übersetzt soviel wie „Reisender“ bedeutet :-).
Am nächsten Tag sammeln uns Ajkut und Özlen wieder ein. Sie bieten uns an, die kommenden Tage bei ihnen Zuhause zu verbringen. Rein zufällig müssen sie ein paar Tage später auch nach Istanbul und können uns mitnehmen. Da wir ohnehin keine Pläne haben, sagen wir auch hier „ja“ und bleiben schließlich 3 Tage in ihrem schnuckeligen Gästehaus. Unglaublich, was wir in der kurzen Zeit in der Türkei schon erleben dürfen!
Die beiden setzen uns schließlich direkt am Flughafen in Istanbul ab, wo wir Stefan in Empfang nehmen. Mit ihm haben wir für 5 Tage ein Apartment in Istanbul.
Istanbul… Ich sag es direkt, wir werden nicht recht warm mit der Stadt. Zu groß, zu voll, zu laut… Vielleicht war es auch etwas zu viel Stadt für uns in letzter Zeit. Das ist natürlich rein subjektiv, aber so haben wir es empfunden. Wir haben trotzdem eine super Zeit mit Stefan und haben uns mega über den Besuch gefreut!
Mit der Fähre geht es nach Bandırma, auf die Halbinsel Erdek und wieder nach Çanakkale. Das Trampen klappt super gut in der Türkei, die Menschen sind einfach unglaublich gastfreundlich. Die Verständigung ist meist schwierig, aber auch das sind wir ja schon gewohnt.
Ein älteres Paar z.B. sammelt uns am Straßenrand ein und versucht uns etwas zu erklären. Wir verstehen beim besten Willen nicht, was sie uns sagen wollen und steigen einfach ein. Sie werden uns schon in die richtige Richtung fahren :-). Sie rufen schließlich ihren Sohn per Videocall an, der uns auf Englisch erklärt, dass seine Eltern uns leider nicht bis zu unserem Endziel bringen können, aber sie würden uns ca. die Hälfte der Strecke fahren. Und das, obwohl sie eigentlich nirgends hin müssen, sondern einfach, weil sie sich freuen, dass wir ihr Land bereisen. Wir sind fast ein wenig beschämt, können nicht mehr als uns bedanken.
Oder Tunc und Yeliz. Sie sind aufgeregt als wir ihr Auto besteigen und halten kurze Zeit später an einer Polizeistation, Tunc kommt mit einem Polizisten im Schlepptau wieder. Hätten wir nicht schon ein ganz gutes Gefühl für die Menschen hier, wären wir an dieser Stelle beunruhigt. Doch der freundliche Polizist wird selbstverständlich nur als Übersetzer zur Hilfe geholt, die beiden haben nämlich nicht so genau verstanden, wo wir hin wollen. Nach mehrmaligen Beteuerungen unsererseits, dass es total ok ist, dass sie uns nicht zu unserem Endziel bringen können, sind schließlich alle beruhigt und wir können losfahren :-).
Weiter geht es die Küste entlang bis nach Dikili. Dort treffen wir Daniels ehemalige Arbeitskollegin Figen. Sie macht gerade Urlaub in ihrer Heimat und lädt uns für ein paar Tage zu sich in ihr Sommerhäuschen ein. Wir fühlen uns gleich wie Zuhause und Figens Mama kocht gefühlt den ganzen Tag die leckersten Sachen. Wir lernen auch ihre beiden Nichten kennen. Das Gespräch mit den beiden jungen Frauen hallt noch lange nach. Denn mir wird wieder einmal bewusst, wie einfach wir es mit unserem deutschen Pass haben zu reisen und dass das für uns eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist. Sie stellen uns viele Fragen über unsere Reise und sind schwer beeindruckt. Eine der beiden in der Türkei lebenden Nichten wollte dieses Jahr eine Reise nach Deutschland und in die Niederlande machen, Flug und Unterkünfte waren schon gebucht. Doch ihr Visum wurde abgelehnt, und das, obwohl sie einen festen Job in der Türkei hat. Wie ungerecht diese Welt doch ist. Wieso können Daniel und ich im Grunde problemlos die Welt bereisen und diese beiden offenen, interessierten jungen Frauen können es nicht? Fragen auf die ich keine Antwort finde.
Liebe Figen, vielen vielen Dank, dass du uns für ein paar Tage in deine Familie aufgenommen hast!
Wir dachten, wir hätten auf der Reise schon einiges an Gastfreundschaft erlebt, aber die Türkei schafft es tatsächlich nochmal einen draufzusetzen.
Schon jetzt haben wir die türkischen Menschen in unser Herz geschlossen.
Das ist überwältigend – diese Gastfreundschaft und das vorbehaltlose Vertrauen!!
Danke für Euren wieder mal ausführlichen Reisebericht. Es ist faszinierend zu lesen was Ihr Schönes erlebt!!
Ganz liebe Grüße
Theresa und Stephan
Vielen lieben Dank für euer Feedback und so schön, dass euch unsere Berichte gefallen 😘!
Hallo meine Lieben! Vor 2 Monaten noch in Athen – es war so schön mit Euch! – und so viel tolles erlebt seitdem, ich freue mich mit Euch! Ganz viel Glück und Spaß wünsche ich Euch auf Eurem weiteren Weg! 😍👍😘 Mama Hille
Ja, so schnell vergeht die Zeit. Wir hoffen, du kommst ganz bald wieder mal vorbei 😊
Hi Bea, hi Daniel,
mal wieder sehr schön geschrieben Bea. Man kann die Wärme und Gastfreundschaft die euch entgegen gebracht wird, förmlich in deinen Worten spüren. Vorallem finde ich es schön, dass es soetwas in der heutigen Zeit und in der heutigen Gesellschaft noch gibt. Ich denke da könnten sich die Deutschen eine große Scheibe davon abschneiden. Da kommt man echt ins Grübeln und fragt sich, warum es nicht immer und überall auf der Welt so sein kann? Was ist an immer schneller, höher und weiter so erstrebenswert, wenn scheinbar das Glück in unseren Begegnungen untereinander und in der Gemeinschaft liegt. Warum schaffen es einfache aber sich sonst völlig fremde Menschen gemeinsam an einen Tisch zu setzen aber unsere Politiker es noch nicht einmal, sich ordentlich in die Augen zu blicken? Letztlich zeigt es sich aber, auch Dank euch, dass es doch noch anders geht und das wiederum macht Hoffnung.
Weiterhin viel Spaß und tolle Erfahrungen in der Türkei und auf eurem Weg.
LG Andi
Ach lieber Andi, an dir ist ja auch ein Schreiberling verloren gegangen 😊. Daniel und ich lernen auch so viel von den Menschen hier, gerade was das Teilen angeht. Da können wir uns auf jeden Fall eine Scheibe von abschneiden. Man kann das natürlich nicht pauschal sagen, aber ich denke schon, dass je mehr man besitzt, desto mehr Angst hat man, dass man es wieder verlieren könnte. Wir werden die Probleme dieser Welt sicher nicht lösen, aber man kann zumindest selbst versuchen, es besser zu machen.
Richtig! Das können wir versuchen. Vielen Dank für das Kompliment, vielleicht sollte ich tatsächlich mal mehr schreiben 🙂 bei uns geht’s langsam auch los mit Reisegefühlen. Am Sonntag und wenn wir hoffentlich alle gesund sind, geht’s auf Sardinien. Ab heute Urlaub, jipie.
Bis bald, LG Andi
Wir drücken die Daumen für den Urlaub, viel Spaß auf Sardinien!
Liebe Bea, lieber Daniel,
Wieder einmal danke für das „Teilen“ Eurer schönen Erlebnisse. 🙏🏼🥰
Ja, ich glaube auch daß wir je mehr wir geben und teilen, desto mehr zurück bekommen. In Herzenswärme und an anderer Stelle (karmisch) die Hilfe die wir vielleicht mal dringend brauchen. Es aber zu tun, also zu helfen, OHNE Erwartungen das beschenkt uns mit Wundern. Wir dürfen uns nur trauen zu vertrauen. Auch das annehmen ist sicher auch erst mal eine Überwindung, wir sind das ja garnicht so gewohnt, etwas einfach so umsonst zu bekommen. Auch das braucht Vertrauen.
Doch vielleicht können wir die Welt auch ein bisschen durch das miterleben dürfen, Eurer Gschichtn a bissel schöner machen.
Danke und viele weitere herzliche 💕Erlebnisse wünsche ich Euch beiden. 🌺🌴🐚
Vielen lieben Dank Gabi für deinen schönen Kommentar. Wir sammeln jeden Tag viele Erfahrungen und teilen diese gerne mit euch. Vielleicht wird der ein oder andere in irgendeiner Form hiervon inspiriert:)
Alles Liebe und bis bald bald
Daniel