Die „staade Zeit“ kehrt langsam auch auf Kreta ein, auch wenn wir uns immer wieder in Erinnerung rufen müssen, dass es bereits Dezember ist.
Nachdem wir uns von Gavdos mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden, sind wir zunächst ein wenig planlos wie wir die Zeit bis zur Ankunft von Jens und Adrian verbringen. Unsere Pläne den angeblich beeindruckendsten Canyon auf Kreta zu besichtigen werden durch einen Sturm über den Haufen geworfen. Wir suchen in Paleochora für 2 Tage Unterschlupf und warten bis der Sturm vorbei ist.
Immer noch relativ planlos stellen wir uns an die Straße. Die Südküste kann man am besten mit der Fähre erkunden, was wegen dem Sturm nun leider nicht geklappt hat. Mit dem Auto muss man einen relativ großen Umweg fahren, weswegen wir skeptisch sind, wie das Trampen funktionieren wird. Doch das Schicksal meint es mal wieder gut mit uns. Nicht viele Autos fahren aus Paleochora weg und dann hält Marcel für uns. Er fährt nach Matala an die Südküste, gut 200 km. Irgendwo haben wir schon mal was gelesen über Matala, aber eigentlich auch egal, wir nutzen natürlich die Mitfahrgelegenheit. Rund 3,5 Stunden dauert die Fahrt, die Zeit vergeht wie im Flug, denn Marcel, ein Deutscher der auf Zypern lebt und auf Kreta Urlaub macht, hat mit seinen Anfang 20 schon einiges erlebt. Wir lernen viel voneinander in dieser kurzen Zeit und es wirkt als würden wir uns schon lange kennen.
In Matala angekommen spricht uns, kaum aus dem Auto ausgestiegen, Michael an. Ebenfalls ein Deutscher der seit zig Jahren hierher kommt. Er wisse einen super Schlafplatz für uns, am Kommos Beach, ein paar Kilometer weiter. „Natürlich“ fährt er uns dorthin, zeigt uns den windgeschütztesten Platz und bringt uns später noch eine Flasche Wein vorbei. Diese genießen wir mit Marcel, der uns noch einmal einen Besuch abstattet.
Ein aufregender Tag, an dem wir wieder einmal nicht fassen können, wie die Dinge sich fügen.
Der Platz am Kommos Beach gefällt uns so gut, dass wir schließlich eine ganze Woche bleiben. Michael zeigt uns seine liebsten Plätze und kredenzt uns zweimal ein 1A Barbecue in seinem Häuschen, wo wir on top auch noch die Dusche nutzen dürfen. Wir sind einfach nur dankbar für dieses wunderbare Leben und die tollen Menschen, denen wir begegnen!
Für uns geht es schließlich nach Heraklion, wo unser hoher Besuch in Form von Jens und Adrian landet. Mein bester Freund und sein Sohn besuchen uns für ganze 2 Wochen. Mit dem Bus geht es weiter nach Chania, wo die beiden eine Ferienwohnung gemietet haben.
Wir finden so stadtnah kein gutes Plätzchen für unser Zelt, also entschließen wir uns ebenfalls eine Wohnung zu nehmen. Chania ist eine mega coole Stadt, nicht zu klein, nicht zu groß, und es macht uns so viel Spaß uns in den kleinen Gassen zu verlaufen. Die 2 Wochen vergehen irgendwie sehr schnell und es ist eine tolle Erfahrung, mal etwas tiefer in das Stadtleben eintauchen zu können. Jens und Adrian, wir nehmen euch beim Wort, see you in Pakistan ;-).
Für uns beginnt ein neuer Abschnitt und wir starten unser zweimonatiges Workaway Projekt 20 km westlich von Chania. Wir sind aufgeregt. Mit unseren Gastgebern Sean und Helen haben wir vorab einen Videocall gemacht und so einen ersten guten Eindruck bekommen. 2 Monate an einem Ort, mit den gleichen Menschen, wird das funktionieren, werden wir uns wohlfühlen?
Die beiden kommen ursprünglich aus UK, leben aber seit knapp 20 Jahren auf Kreta. Sie vermieten 2 Ferienwohnungen, ihre Haupteinnahmequelle. Eine davon dürfen wir nun beziehen. Wir sind direkt begeistert, mit Abstand die schönste Wohnung, die wir in den letzten 8 Monaten hatten :-).
Unsere Hauptaufgabe ist die Olivenernte, die beiden haben knapp 30 Bäume auf ihrem Grundstück. Sie haben uns vorab eindringlich „gewarnt“, dass es harte Arbeit sein wird und sie haben nicht übertrieben. Nach der ersten Arbeitswoche tun uns alle Knochen weh und wir haben Blasen an den Händen.
Falls ihr euch schon einmal darüber gewundert habt, warum Olivenöl vergleichsweise teuer ist, wir können euch das jetzt erklären :-). Zunächst einmal müssen die Netze ausgelegt werden. Bei einer geraden Fläche relativ einfach, doch da die beiden kein Feld haben sondern die Bäume verteilt auf dem Grundstück sind, ist allein das Auslegen „a pain in the ass“ um unseren Gastgeber zu zitieren. Sind die Netze ordentlich platziert, kann man mit der Ernte beginnen. Dazu hat man einen elektrisch betriebenen Stab, mit dem man die Oliven von den Zweigen rüttelt. Die Zweige, die zu hoch sind, sägt Sean ab und sie werden dann mit einer Art Teppichklopfer bearbeitet. Ist man mit einem Baum fertig, müssen die Netze wieder neu platziert werden, usw. Die Oliven werden dann eingesammelt und kommen in eine Rüttelmaschine, natürlich auch per Hand betrieben, um sie von kleineren Zweigen zu trennen und werden in Säcke gerüttelt. Mit denen geht’s dann in die Nahe gelegene Fabrik, wo schließlich das Olivenöl am Ende rauskommt. Für 1 Liter Öl braucht man ca. 7 kg Oliven. Wieder was gelernt ;-).
Die harte Arbeit wird uns durch Helens Kochkünste versüßt, die beiden sind sehr bemüht, dass es uns an nichts mangelt. Unsere Mamas haben uns außerdem schon Pakete voller Süßigkeiten geschickt, ein bisschen Winterspeck schadet uns nicht, haben wir doch beide in den letzten Monaten ein paar Kilos verloren. Ihr seht, die Voraussetzungen sind gut, dass wir es wohlbehalten über den Winter schaffen werden.
😊
Wonderful! … damit Ihr nicht aus der Übung kommt 🤣 – ein toller Bericht!
Vielleicht inspiriert Ihr Eure Leser zu einem Urlaub bei Helen und Sean – in 2024 wäre es vielleicht etwas für mich. 😉
Herzliche Grüße an Euch 4 im schönen XAMOUDOCHORI! ❤️
Oh ja, ein super Platz um hier Urlaub zu machen! Ganz klare Empfehlung für alle, die die Ruhe schätzen.
Sehr schön 😍 weiter so 👍
Logo 😉
Da hast du mal wieder was ganz feines zu „Papier“ gebracht! 🙂 weiter so 😘
:-*
Hey ihr beiden, wird auch mal wieder Zeit, dass ihr was ordentliches arbeitet 😉
Hört sich jedenfalls spannend an. Hoffe sehr, eure Blasen heilen schnell und komplikationslos ab! Ich muss auch nur noch 5 Tage arbeiten, dann kann ich an 2022 einen Haken machen. Hoffe sehr in dieser Zeit viel von euch zu lesen, sei es zur Unterhaltung oder zur Inspiration.
Habt weiterhin eine tolle Zeit.
Viele liebe Grüße aus dem verschneiten Bayern, Andi und Co
Da hast du Recht, wir haben ganz vergessen, wie man sich morgens den Wecker stellt 😂! Wünschen dir eine schnelle letzte Arbeitswoche und eine schöne Vorweihnachtszeit.
Viele Grüße nach Xamoudochori an Helen und Sean von Alexandra und Thomas. Toller Bericht über eure Olivenernte !!
Vielen lieben Dank und schöne Grüße zurück von den beiden :-). Toll, dass euch der Bericht gefallen hat!