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026 – Aus dem Tritt in Armenien – Wenn 4 Füße nicht synchron laufen

026 – Aus dem Tritt in Armenien – Wenn 4 Füße nicht synchron laufen

Unsere Füße erbringen in Armenien wahrlich Höchstleistung. Seit Kroatien waren wir nicht mehr so viel auf zwei Beinen unterwegs!

Nachdem wir die Hauptstadt Jerewan hinter uns gelassen haben, geht es in die Provinz Wajoz Dsor. Dort erkunden wir fröhlich weiter Klöster, Festungen und Canyons. Weiterhin treffen wir keine anderen Wanderer oder Reisenden, unsere einzigen Sozialkontake sind die Hirten, die uns, sobald sie uns sehen, fast immer zu sich winken und uns zu Brot, Käse und Wodka einladen.

In Artavan bleiben wir ein paar Tage auf einem kleinen Campingplatz, kaufen von den Einheimischen selbstgemachtes Brot, Käse und Yogurt und entspannen am Lagerfeuer.

In der letzten Provinz Sjunik bleiben wir wetterbedingt einige Tage in einem Hostel und treffen endlich wieder auf andere Reisende. Mit Tim aus den USA und Jan aus Tschechien können wir uns zum ersten Mal wieder etwas tiefer austauschen.

Zwar haben wir in den 2 Monaten hier einige Armenier getroffen, doch die allermeisten können kein Englisch, so dass der Austausch nur oberflächlich bleibt. Und überhaupt ist es schwierig, die Armenier so richtig greifen zu können. Wir sind auf unglaublich viel Gastfreundschaft getroffen, doch die Armenier lassen sich nicht gern in die Karten blicken. Und so fällt es uns auch nach 2 Monaten schwer zu sagen, was die Leute bewegt, worüber sie sich Sorgen machen oder was sie begeistert. Und das liegt nicht allein an der Sprachbarriere, die bestand ja in anderen Ländern auch.

Es ist auch das erste Mal, dass Daniel und ich nicht im selben Reisefluss sind. Während Daniel von Armenien von Anfang an begeistert ist und er gefühlt jeden Winkel hier erwandern will, wird mir bald langweilig. Denn außer unseren zugegeben wunderschönen Wanderungen passiert hier nicht viel, die Städte und Dörfer gleichen sich alle im tristen Grauton. Mich zieht es weiter, ich habe das Gefühl, wir schlagen hier die Zeit tot. Doch kann ich das für mich und gegenüber Daniel lange gar nicht artikulieren, kann nicht benennen, was mich stört, ich spüre einfach nur, dass etwas nicht passt. Und so sind die letzten Wochen für mich schwierig, ich merke, ich bin nicht im Fluss.

Mitte Mai ist es dann soweit, wir bewegen uns endlich Richtung Grenze, auch wenn es Daniel schwerfällt, einige Wanderungen auszulassen. Von Kapan geht es über einen Bergpass nach Meghri, der letzten Stadt vor dem Iran. Und dieser Pass hat es echt in sich! Über 2500 Meter über dem Meeresspiegel geht es gefühlt in eine andere Welt, die Landschaft und das Klima ändern sich.
3 wilde Jungs bescheren uns eine abenteuerliche Fahrt über den Pass und bringen uns hinüber in die andere Welt.

Wir sind ziemlich k.o. nach der Fahrt über den Pass und finden keinen Platz für unser Zelt. Da erinnern wir uns an einen Kontakt, den wir über unsere Reisefreunde Marie und Asad in Meghri bekommen haben. Wir suchen uns Internet und schreiben die Dame auf gut Glück einfach an und fragen, ob sie eine Idee hat, wo wir unser Zelt für 2 Tage aufstellen können. Und da ist sie wieder, die armenische Gastfreundschaft. Sie antwortet schnell, kein Problem, sie sei gerade in Jerewan aber wir können das Zelt im Garten ihres Vaters aufstellen! Und so verbringen wir unsere 2 letzten Nächte in Armenien bei Armo im Garten. Ein Plätzchen, das uns in Erinnerung bleiben wird.

Mit der Fahrt über den Pass merke ich, dass sich auch in mir etwas ändert. Der bevorstehende Grenzübertritt in den Iran ist etwas Besonderes, ich habe das Gefühl, dass wir die westliche Welt nun für einige Zeit endgültig hinter uns lassen. Und ich habe so Lust auf das Neue!

Rückblickend ergibt immer alles Sinn und so weiß ich schon jetzt, dass es die Ruhe in Armenien wahrscheinlich gebraucht hat um Kraft zu tanken für das, was vor uns liegt.

12 thoughts on “026 – Aus dem Tritt in Armenien – Wenn 4 Füße nicht synchron laufen

  1. Dankeschön liebe Bea über Deinen zweiten Bericht zu Armenien! Ich wünsche Euch einen wunderschönen letzten Abend im Land der 1001 Wanderwege! 😅
    Alles Gute und viel Glück im neuen Reiseland Iran! 🤗😍✌️🍀❤️😘

  2. Hallo ihr Zwei; alles hat seine Zeit.
    Viel Spaß dabei und danke dafür, dass wir daran teilhaben dürfen.
    Passt gut auf euch auf!

  3. Ein schöner und ehrlicher Bericht. Es fühlt sich eben nicht immer alles gleich toll und spannend an. Was den einen fasziniert, kann den anderen langweilen. Aber wie immer spitze gemeistert. Ich gönne euch nun das nächste Kapitel eurer Reise von ganzem Herzen und bin sehr gespannt auf den nächsten Bericht.

    Grüße aus dem warm werdenden Innsbruck
    Ramona

  4. Hallo ihr Zwei. Wieder mal eine tolle Geschichte. In so einer kleinen Lebenskrise war ich ja kurz dabei in der Türkei. Das habt ihr auch gut überstanden. Ich nehme viel für meine Reisepläne aus eurem Block. Allerdings wähle ich auch viel ab. Das ist ebenfalls wichtig für die Selbsteinschätzung.
    Viel Freude und Glück bei eurer Weiterreise in ein Land mit bestimmt Gastfreundlichen Menschen in einem schwierigen System.

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