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007-Freiheit muss weh tun

007-Freiheit muss weh tun

Der nächste Teil unserer Montenegro Reise ist geprägt durch die persönlichen Begegnungen, die wir hier machen durften. Wir merken, wie gut es uns beiden tut in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Es ist nicht so, dass wir uns gegenseitig nerven würden oder uns nichts mehr zu erzählen haben. Aber wir Menschen sind einfach soziale Wesen und so ziehen wir unheimlich viel Energie aus den teilweise kleinen oder größeren Begegnungen, die wir hier mit anderen Menschen haben.

Eigentlich sollte es in diesem Blogbeitrag genau um diese Begegnungen gehen, doch beim Schreiben fällt mir auf, wie schwierig es ist, diese wiederzugeben. Oder so, als ob es die Erlebnisse weniger wahr machen würde, wenn man sie niederschreiben würde. Deshalb gibt es im Folgenden nur ein paar exemplarische Erzählungen.

Doch zurück zur chronologischen Abfolge. Angekommen im Nationalpark Biogradska Gora, streckt es uns beide gesundheitlich erst einmal zwei Tage nieder. Auch eine ganz besondere Herausforderung ohne ein festes Dach über dem Kopf krank zu sein. Kurzzeitig überlegen wir in die nächste größere Stadt zurückzugehen und uns dort ein Apartment zu nehmen. Aber eigentlich würden wir dort auch nichts anderes machen als im Bett zu liegen und schlafen. Das können wir im Zelt genauso gut. Schlafen ist immer noch die beste Medizin, egal ob im Bett oder Zelt. Und so sind wir zum Glück nach zwei Tagen wieder fit und können sogar wieder Wanderungen machen. Im Nationalpark dürfen wir für 5 € pro Nacht unser Zelt direkt in einem der letzten Urwälder Europas aufstellen. Vor allem Nachts hat man hier eine ganz schön heftige Geräuschkulisse!

Der weitere Weg führt uns in die Mrtvica-Schlucht, ein Canyon, an dem eim 7 km langer Wanderweg entlang geht. Wir landen dort auf dem einzigen Campingplatz mit dem vermutlich nettesten Campingplatzbetreiber der Welt. Wesko ist um die 70, hat einige Jahre in Deutschland gelebt und freut sich daher auch immer besonders über deutsche Gäste, da er dann weiterhin sein Deutsch üben kann. Wesko lebt alleine in dem Haus, in dem er schon geboren wurde und betreibt den Campingplatz wohl eher, weil er die Gesellschaft mag. Und so genießt er es am Abend seine Runde über den Platz zu gehen und den Gästen seinen Selbstgebrannten anzubieten. Morgens werden wir mit selbstgemachten Pfannkuchen mit Marmelade geweckt. Besser kann es doch in keinem Hotel sein! Als wir bezahlen wollen winkt Wesko ab. Wir seien schließlich zu Fuß hergekommen, da müssten wir doch nichts bezahlen!

Wir wissen oft gar nicht, was wir auf so viel Freundlichkeit erwidern sollen. Anfangs sind wir geneigt, das uns Angebotene abzulehnen. Das ist vermutlich eine deutsche Erziehungssache. Mittlerweile nehmen wir jedoch fast alles, was uns geschenkt wird :-). Man muss aber auch sagen, dass wir selbst auch viel großzügiger geworden sind, denn wir glauben fest an Karmapunkte!

Nachdem wir durch den Canyon gewandert sind, zieht es uns weiter. Ein Stück des Weges nimmt uns Mile mit. Er arbeitet für die Stadt im Bereich Nachhaltigkeit und soll Konzepte für nachhaltigen Tourismus in Montenegro entwerfen. Im Gespräch zeigt sich das Dilema. Zwar würden EU-Gelder bereitgestellt, es fehlt allerdings an administrativem Personal, das sich um die Ausschreibungen kümmern würde. Erschwerend kommt hinzu, dass die Angestellten der Stadt meistens kein oder nur sehr schlecht Englisch sprechen und auch nur bedingt Computerkenntnisse haben. Er ist wirklich daran interessiert, was wir ihm zum Thema Nachhaltigkeit und Tourismus zu erzählen haben. Als wir ihm z.B. erzählen, dass Schneekanonen für das Skigebiet keine nachhaltige Lösung sind, ist er ernsthaft überrascht.
Wir hoffen sehr, dass Montenegro letztendlich den Spagat schaffen wird zwischen zunehmenden Tourismus und Nachhaltigkeit!

In der nächsten größeren Stadt am Skutarisee, in Virpazar, angekommen, sind wir erst einmal enttäuscht. Quasi Schulter an Schulter stehen Menschen, die einem eine Bootstour verkaufen wollen und wir werden von allen Seiten angequatscht. Ein zum Glück eher noch unübliches Bild im Montenegro. Glücklicherweise liegt der Campingplatz, den wir uns  ausgesucht haben 20 km weit weg von diesem Ort. Wir wussten nicht wie weit weg und das der Weg dahin nur durch eine sehr sehr schmale und selten befahrene Bergstraße führt. Und so brauchen wir für die letzten 20 km 3 Fahrer und 5 Stunden. Aber wenn wir eins haben, dann Zeit, deshalb ist es ja letztendlich egal wie lange wir für den Weg brauchen. Nur die zunehmende Hitze macht uns zu schaffen!


Und der Weg hat sich wiedereinmal gelohnt. Nach diesem anstrengenden Tag kommen wir mitten im Nichts an. Also nichts außer einem kleinen Restaurant mit Wiese alias Campingplatz direkt am See. An dieser Stelle sieht der See tatsächlich wie das Meer aus und wir können schon nach Albanien rüber schauen. Wir bleiben 2 Tage und läuten hier ganz unbewusst ein paar Tage „Urlaub von der Reise“ ein.

Auf dem Rückweg vom Campingplatz beschließen wir aufgrund des wenigen Autoverkehrs das Schicksal entscheiden zu lassen in welche Richtung wir weiterziehen. Eigentlich wollen wir die Straße weiter um dann hinunter zum Meer zu fahren doch das Schicksal führt uns nach Virpazar zurück und so beschließen wir zwei Mädels, die uns ein Stück mitgenommen haben, einen Besuch abzustatten denn sie haben einen eigenen Campingplatz. Die Mädels sind uns von Anfang an sympathisch und haben dort in Eigenregie ein wirklich tolles und einzigartiges Plätzchen geschaffen. Mit der weiteren Gästin Ramona aus Österreich sind wir sofort auf einer Wellenlänge und verbringen einen Tag und Abend mit wahnsinnig viel Lachen und tollen Geschichten. Selbstgepflückte Feigen aus dem Garten des Onkels einer der Mädels gibt’s noch obendrauf.

Da wir ohnehin schon im Urlaubsmodus sind, passt es ganz gut, dass wir unsere letzten Tage in Montenegro am Meer verbringen wollen. Der kilometerlange Nudisten-Sandstrand Ada Bojana ist ein wahres Paradies. Wenn nur nicht der Plastikmüll wäre. Teils einfach liegengelassen, teils vom Meer angespült, versaut er dieses schöne Fleckchen Erde. Es fällt uns schwer, den Platz trotzdem genießen zu können, gelingt uns dann aber doch ganz ganz gut. Unser Zelt bauen wir direkt am Strand auf, schon ganz nett :-). Mit diesen Tagen „Urlaub von der Reise“ haben wir für uns den perfekten Abschluss in Montenegro gefunden und wissen beide, das ist ein Land zum Wiederkommen!

So, und warum heißt der Beitrag nun „Freiheit  muss weh tun“? Ein Freund fragte uns vor der Reise, wann wohl der Moment kommen würde, dass wir die Freiheit spüren. Nun, es hat ungefähr 2,5 Monate gedauert, bis uns klar wurde, dass wir uns noch nie so frei wie gerade gefühlt haben und es auch sind, da wir wirklich hingehen können wo und wann wir wollen. Das ist ein umwerfendes Gefühl, bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass zumindest mir auch bewusst wird, dass die ultimative Freiheit eben auch die Aufgabe aller vermeintlicher Sicherheiten bedeutet. Und das Gefühl kann einem auch Angst machen. Aber das gehört wohl zum Prozess einer solchen Reise dazu und so ist es auch wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Und bislang überwiegt der Ruf der Freiheit :-)!

20 thoughts on “007-Freiheit muss weh tun

  1. Ihr habt die Tüte Kikeriki vergessen 🤣 und die nicht ganz so leckeren Flips. Bin mittlerweile übrigens wieder in Podgorica und warte auf die Eingebung ob Bosnien oder Serbien als nächstes folgen.
    LG Ramona

  2. Ihr Lieben, der letzte Absatz Eures Blogbeitrages hatte für mich fast philosophischen Caharakter und ich musste an meinen Vater denken. Mein Papa war über 25 Jahre Weltreisender, immer wenn er zurück kam, war er im Kopf jünger und brauchte noch weniger zum „Glücklichsein“. Von ihm stammt der legendäre Satz: „Wahrer Luxus ist es, wenn Du über Deine Zeit selbst verfügen kannst.“ Iht beide macht alles richtig – weiter so und bleibt gesund

  3. Super 😉 – das schönste ist die nächtliche Geräuschkulisse im Urwald. Wie ist Daniel damit zurecht gekommen? Genug Schlaf gefunden? Viele Liebe Grüße aus München!

    1. Hehe, In der Natur haue ich mir keine Oropacks mehr rein. Ich genieße jedes Geräusch. 🙂 besonders wenn eine Eule im Wald Ihr Unwesen treibt 😉
      LG
      Daniel

  4. Danke schön für die schöne Zusammenfassung Eures Junis in Montenegro! Ihr seid auf dem richtigen Weg, genießt die Welt und passt gut auf Euch auf!
    Alles Liebe! Mama Hille 😘

    1. Hallo Mama,
      Danke für deine lieben Worte. Wir geben gut auf uns acht und sind voll im Hier & Jetzt! 🙂 schön, dass wir uns gestern gehört haben! Dicke Umarmung 🥰
      Daniel

  5. Danke auch von mir für die schöne Erzählung Eurer Erlebnisse. Ich fühle mich fast als wäre ich ein bisschen dabei ☺️.
    Ich kann’s nur immer wieder sagen, ich beneide Euch um den Mut diesen Schritt getan zu haben. Ich denke durch das was Ihr erlebt, lernt ihr sooo viel mehr und so viel schneller was es im leben WIRKLICH braucht 🥰.
    Alles liebe Euch beiden und viel Licht und Freude für Euren weiteren Weg.

    1. Hallo Gabi, wir haben uns sehr über deinen Kommentar gefreut und genießen jeden Aspekt unserer Reise. Auch wenn es manchmal weh tut 🙂 alles Liebe
      Daniel

  6. Hallo Ihr beiden, eure Geschichten sind wirklich sehr gut geschrieben und lassen sich einfach so nachempfinden. Ich finde es schön von euch zu lesen oder zu sehen, was ihr so treibt. Ich freu mich auf die weiteren Nachrichten und bleibt gesund. Klaus

    1. Hallo Klaus, es hat mich wahnsinnig gefreut deinen Kommentar gelesen zu haben 🙂 vielen Dank hierfür und schön, dass du uns folgst! In Kürze gibt es ein neues Fotoalbum und ein neues Video über Montenegro. Der Newsletter hierzu wird aktuell entworfen 🙂 bis zum nächsten Mal. VG
      Daniel

  7. Sind die Kinder aus dem Haus, hat der Papa endlich mal Zeit in Beas Reiseblog zu schmökern. 😉

    Wie vermutet ist das ein großes Abenteuer, das Ihr da unternehmt. Hut ab, dass Ihr durchhaltet, nein, sogar richtig Spaß bei der Sache habt. Teufelskerle (und Mädels) Ihr! 😀

    Ich freue mich für Euch, dass Ihr die ersehnte Freiheit so bewusst erfahren könnt. Aber wie hast Du es in einem anderen Blogeintrag bereits sehr treffend formuliert, Bea? „Die Medaille hat immer auch eine Kehrseite“
    Vermutlich muss man sich an diese andere Seite auch erst gewöhnen…
    Ich wünsche Euch dabei viel Erfolg und freue mich hier weitere tolle Erlebnisberichte von Eurer Reise lesen zu dürfen!

    Bleibt gesund, habt viel Spaß und bestes Wetter!
    Christoph

  8. Hallo Klaus, es hat mich wahnsinnig gefreut deinen Kommentar gelesen zu haben 🙂 vielen Dank hierfür und schön, dass du uns folgst! In Kürze gibt es ein neues Fotoalbum und ein neues Video über Montenegro. Der Newsletter hierzu wird aktuell entworfen 🙂 bis zum nächsten Mal. VG
    Daniel

  9. Hallo liebe Weltenbummler es freut mich sehr, dass Ihr so viele schöne Erlebnisse haben dürft. Ich bekomme direkt Gänsehaut beim Lesen und denke zurück an die Griechenlandreise letztes Jahr mit meinen Buben. Es war mein erster Campingurlaub. Ich konnte auch viel Freiheit erfahren. Es ist schon ein tolles Gefühl einfach dort stehen zu bleiben wo es schön ist. Man merkt auch, dass man zum glücklich sein nicht viele materielle Dinge braucht. Genießt die Welt, die Menschen und Euch selbst. Wenn Euere Reise irgendwann zu Ende geht, solltet Ihr ein Buch darüber schreiben. Das wird eine spannende Lektüre. Vielleicht ist es ein Gedanke für Euch. Passt auf Euch auf, bleibt gesund und neugierig. Liebe Grüße Petra und Bernd

    1. Hallo Petra und Bernd,
      Wir haben uns sehr über euren Kommentar gefreut und ja, man braucht tatsächlich nicht viel um Glücklich zu sein. Oft sind wir schon sehr glücklich wenn wir uns was leckeres zu essen machen 🙂
      Liebe Grüße
      Daniel und Bes

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